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Alt 21.04.2006, 07:27
Angi Angi ist offline
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Standard AW: Lungenkrebs und Psychose

Liebe Maja,

Deine Erzählungen erinnern mich daran wie bei meiner Mutter alles begann. Sie war erst 49 Jahre alt als sie auf einmal innerhalb eines kurzen Zeitraumes anfing "wirres Zeug" zu reden, eine Art "epiletische Anfälle "bekam, verkrampfte, aggressiv wurde. Bei der ersten Diagnose im behandelnden Kreiskrankenhaus bereitete uns "schonend" darauf vor , dass meine Mutter nun wieder ein"Kind"würde und wir uns um einen Pflegeplatz kümmern sollten. Zum Glück wurde sie aber im Krankenhaus so aggressiv, riß sich Schläuche raus und rannte im Gang rum, dass sie sie in die Uniklinik verlegen mussten. Dort wurde erstmal eine Lumbalpunktion (Nervenwasser entnommen )gemacht. Während sie im Kreiskrankenhaus immer wieder befragt wurde wieviel Alkohol sie so täglich trank ( sie zeigte wohl auch eine Art Entzugserscheinung obwohl sie keine Alkoholkerin war) , haben sie zum ersten Mal in der Uniklinik uns ernst genommen und geglaubt, dass sie eine Woche zuvor noch ein Mensch normal wie du und ich war.Die Symptome ähnelten übrigens auch denen einer Enzephalitis/ Meningitis (Hirnhautenzündung ). Das konnte jedoch bald ausgeschlossen werden. Statt dessen fanden sie , winzig klein und nur mittels PET zu sehen (Röntgen, MRT etc war ohne Befund),ein kleinzelliges Bronchialkarzinom (das konnte erst zweifelsfrei nach der Lungen-Op klassifiziert werden).
Das Verhalten meiner Mutter, die ANfälle, Krämpfe, Wesenveränderung, Atemaussetzer wurde so schlimm, dass sie sie ins künstliche Koma versetzen mussten und wir´dachten, sie stirbt. Es wurde im Laufe der Behandlung als paraneoplastisches Syndrom infolge des Tumors bezeichnet. Als die Op stattfand, die Chemo durchgeführt wurde, kam sie allmählich wieder zu uns.
Ich muss den Krankenbericht mal wieder raussuchen, es ist jetzt vier Jahre her und meine Mutter ist bis jetzt, toi toi, ohne Rezidiv wieder ganz normal und gesund. Die AUffälligkeiten wurden durch den aggressiven Tumor verursacht.Wenn du genaueres wissen magst ( ich merke auch das ich aus der Erinnerung nicht mehr alles so ganz exakt wiedergebe) schick mir gerne eine Mail und ich suche Dir im Laufe der nächsten Woche die genauen Bezeichnungen raus. Leider können auch Metastasen im Hirn derartige Wesensveränderungen verursachen, aber wie auch immer, Dein Vater kann nichts dafür wenn es so ist, bei meiner Mutter vermuteten sie wie gesagt am Anfang Alkoholismus, dann Demenz, mit 49 Jahren innerhalb von ein bis zwei Wochen ! Ich meine ihr solltet dringend nochmal mit den Ärzten sprechen, eventuell eine zweite Meinung einholen , vielleicht auch in einer Uniklinik die sich mit Tumorforschung beschäftigt ,

mit liebem Gruß und etwas aufgewühlt , weil so bekannt,

Angi

Ich möchte auch noch ergänzen, dass sich meine Mutter heute nicht mehr an die Vorgänge erinnern kann, alles was mit den Auffälligkeiten zusammenhing , die Krämpfe, die Aggressivität ist weg. Diese Gedächtnislücken machen ihr auch heute noch Angst. Ich denke, dass dein Vater große Angst aussteht weil er nicht mehr weiß was mit ihm passiert und er sich nicht erinnern kann. Das ist zusätzlich zu der Diagnose ein großer Schock, nicht mehr Herr seiner Sinne zu sein und sich nicht erinnern zu können. Ich schicke dir gerne auch per Mail meine Telefonnummer wenn du magst, dann können wir gerne mal reden,

Grüße
Angi
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