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Alt 18.04.2007, 11:47
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nick.e nick.e ist offline
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Standard AW: SUTENT und NEBENWIRKUNGEN?????

Hallo liebe Nerie und alle anderen auch,

ich schätze das Forum sehr, es ist eine wunderbare Idee, sich über alle Erfahrungen bzgl. Krebs mit anderen austauschen zu können. Vor allem schätze ich die trostspendenden Worte. In solchen Situationen, wo diese schreckliche Krankheit dich oder einen von deinen Liebsten in den Krallen festhält, scheint alles hoffnungslos. Man fühlt sich sehr einsam mit der Qual. Und dann habe ich all die wunderbaren Menschen hier kennen gelernt. Das gibt wenigstens ein Bißchen Kraft, zu verstehen, was vor sich geht.Ich finde, nur jemand, der was Ähnliches durchmacht, kann wirklich Trost spenden.
Du liebe Nerie, beschreibst deine Situation und ich erkenne Parallelen zu unserem Leben mit der Krankheit, wir sorgen uns genaus um unsere Mamas, wir lieben sie genauso stark und können uns ein Leben ohne sie nicht vorstellen. Wir haben beide unsere eigenen Familien, die wir lieben und beschützen wollen. Durch die Krankheit und Leid meiner Mutter, durch Probleme bei der Arbeit (auch durch diese Krankheit verursacht) und den sehnsüchtigsten Wunsch meine Mutter zu retten, bekam ich eine Depression. Ich fühle mich für alles verantwortlich, alle dich ich liebe zu beschützen. Es hat lange gedauert, bis ich mir endlich eingestanden habe, dass nur wenig tun kann. Hätte ich da meinen Glauben nicht, würde ich verrückt werden. Ich fühlte mich so schlecht, habe so sehr vermisst, wieder normal zu leben, sich über den Tag zu freuen. Das setzte noch einen drauf, ich dachte ich komme da nicht raus. Ich machte Gott Vorwürfe, wieso Er uns nicht ausreichend beschützt hatte. Das tat weh, so sehr. Ich ging zur Beichte und habe all diese Gedanken ausgesprochen. Es waren nicht nur die Worte der Priesters. Es machte Klick bei mir, denn ich verstand, was die Sache ist. Jesus Christus konnte sich auch vor dem Kreuz retten, er wußte, dass er qualvoll sterben wird. Er wußte aber auch, dass sein Tod enorm wichtig ist, es gehörte zu einem göttlichen Plan. Er nahm also sein Kreuz an. Er fiel 3 Mal, aber er richtete sich auf. Wenn man das auf unser Leben überträgt, dann kann man sagen: wir wissen nicht, was Gott für uns geplant hat, wir können ihm nur vertrauen, dass er immer bei uns ist und uns hilft, uns jedesmal aufzurichten. Jesus ist wie ein guter Freund, er steht an unserer Seite und hilft uns aufzurichten. Ich wollte bisher, dass Er alles für mich macht, aber ich lag falsch. Er unterstützt uns unser Leben zu leben, aber den Weg müssen wir schon auf eigenen Beinen gehen. So wie Er mit dem Kreuz. Erst jetzt wurde es mir wirklich klar. Ich habe die Bedeutung dieser Worte verstanden: unser eigenes Kreuz zu tragen. Aber Er ist die ganze Zeit da, und gibt uns Seine Hand, wenn wir fallen. Das spürte ich alles nach dieser Beichte. Ich fühlte mich so sehr erleichtert, als hätte mir jemand einen reisen großen Stein vom Herzen abgenommen. Seitdem geht es mir besser.
Ich bete, dass meine Mama noch lange leben wird. Ich bin Einzelkind, meine Bindung an sie ist enorm. Ich vertraue aber auf Jesus, er wird mich nicht verlassen und ich werde nie allein sein.
So lebe ich von Tag zu Tag, fange Anfang Mai eine neue Arbeit an. TZ, also werde ich mehr Zeit haben.

So versuche ich Hoffnung zu behalten, trotz schlechter Tage und Depressionen. Klar, zieht es mich jedesmal nach unten, wenn ich höre, dass sie wieder erbrochen hat und sie sich immer schlechter fühlt, weil sie schon seit 3 Wochen Sutent einnimmt. Das ist übrigens so, dass diese 2 Wochen Pause sehr wichtig sind. Der Körper muss sich nach den Strapatzen erholen, Wasser wird abgelassen. Kärfte kommen wieder, Magen erholt sich. Meine Mama sagt aber, dass der zweite Zyklus erträglicher ist, als der allererste. Der Körper hat sich schon gewöhnt.
Sie versucht also weiter so stark zu sein, wie es eben geht. Ich versuche es noch mehr, weil ich viele Gründe habe, stark zu sein: meine Tochter, meinen Mann, meine Eltern. Wenn ich schlapp mache, leiden andere darunter. Also nehme ich mein Kreuz und stehe wieder auf. Um das zu tun, musste ich einen Monat lang krankgeschrieben sein. Und ich wechsele den Job.

Liebe Nerie, ich wünsche dir viel Kraft, habe keine Gewissensbisse, wenn du wieder Lust am Leben fühlen möchtest (ich hatte sie). Sei auch für dich da, um Kraft für andere haben zu können. Wir sind keine Roboter, die man an eine Steckdose anschliest. Und vergesse Eins nicht, wenn du nicht mehr kannst, ist Jesus immer bei dir. Er gibt dir wieder Kraft.
Liebe deine Familie jeden Tag, denn sie stehen auch an deiner Seite. Gebt euch gegenseitig Kraft und Trost. Sie leiden bestimmt auch mit, auch wenn sie vielleicht nicht viel darüber reden (sie wollen dich nicht belasten). Schreibe dir alles von der Seele, das Forum ist eine gute Möglichkeit. Hier findest du Menschen, die verstehen.

Liebe Grüße

nick.e
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