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Alt 23.07.2009, 17:41
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nebel nebel ist offline
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Unglücklich Krebserkrankung meiner Mutter

Hallo!

Ich bin neu hier im Forum, und muss mal etwas loswerden...
Wie im Titel angedeutet geht es um meine Mutter. Ende 2005 wurde bei ihr Brustkrebs festgestellt (inflammatorisches Mammakarzinom). Sie bekam Hochdosis-Chemotherapie in einer Spezialklinik in Düsseldorf - drei mal drei Wochen stationäre Behandlung, dann eine Brusterhaltende OP und Bestrahlung. Ob damals schon Lymphknoten befallen waren, weiß ich jetzt schon gar nicht mehr. Ich glaube, ich habe die Tatsache, dass meine Mama, die so ziemlich der wichtigste Mensch in meinem Leben ist, Krebs hat, sehr erfolgreich verdrängt. Ich war zu der Zeit 18 und machte gerade Abitur.
Die Behandlung lief auch ziemlich gut, nach der Bestrahlung war erstmal alles ok, und meine Mutter war auch ganz fit und zuversichtlich. Sowieso ist sie ein sehr lebensbejahender und positiver Mensch - etwas, was sie mir schon immer voraus hatte.

Danach lief alles ganz normal, bis dann im Februar letzten Jahres wieder Tumorzellen gefunden wurden. Wieder Chemo, bis in den Herbst. Danach wurden die linke Brust und ein paar Lymphknoten entfernt, und festgestellt, dass auch die Haut in dem Bereich befallen war. Also immernoch keine Ruhe, sondern weiter Chemo. Im Alltag lief es eigentlich immernoch ganz gut. Klar ging bei meiner Mutter alles etwas langsamer und gerade nach den Chemos war sie sehr schlapp. Aber es funktionierte.

Anfang Juli hat sie dann ein neues Präparat bekommen (das dritte insgesamt). Das Wochenende danach - sie bekam die Chemo an einem Donnerstag und Freitag - ging es ihr sehr schlecht: Kopfschmerzen, Übelkeit, Schlappheit. Sie hat drei Tage lang nichts gegessen und nur geschlafen. Wir dachten, es käme von der neuen Chemo, dass sie sie einfach nicht vertragen würde. Am darauffolgenden Dienstag dann der Schock: Hirnmetastasen. In der Hirnhaut verteilt. Mein Vater brachte sie sofort in die Klinik. Seit letzter Woche bekommt sie nun Ganzkopfbestrahlungen.

Seitdem ist sie sehr verwirrt und hat oft extreme Kopfschmerzen. Am Wochenende war es so schlimm, dass sie gar nicht mehr Artikulieren konnte. Es kamen nur Töne aus ihrem Mund, und sie musste sich erbrechen. Sie kann kaum noch laufen, ist sehr schwach, und zum Essen muss man sie immer animieren, damit sie überhaupt etwas isst. Ich glaube, auch wenn sie Hunger spürt, würde sie es einfach vergessen. Ein paar Mal hat sie in der Nacht ihr Zimmer oder die Toilette (oder beides) nicht gefunden. Und gestern waren die Kopfschmerzen so schlimm, dass sie sich nur im Bett herumgewälzt hat. Sie hat selbst auf Ansprache hin meist nicht geantwortet, mehr als ja/nein sowieso nicht (mit offenen Fragen schien sie überfordert), und erst nach mehrmaliger Gabe von Schmerzmitteln wurde es besser.
Heute hat sie immerhin wieder etwas gegessen.
Eine der Ärzte meinte gestern zu meinem Vater, dass die Bestrahlung - obwohl man es noch nicht ganz genau sagen kann - wohl nicht so richtig anpackt, und wir uns auf alles einstellen müssen.

Es tut so weh, meine Mutter so zu sehen. Manchmal ist es so, als wäre sie es gar nicht mehr. Als wäre sie schon weg. Ich weiß nicht, wie ich es ertragen soll. Ich bin nun 21, und mein Leben war nicht unbedingt was man rosig nennen könnte. (Bin seit letzten Oktober wegen einiger Sachen in Psychotherapie, dummerweise ist meine Therapeutin aber genau da für vier Wochen in Urlaub gefahren, als die Metastasen gefunden wurden.) Meine Mutter hat mir immer Halt gegeben, selbst als sie schon krank war. Ich weiß einfach nicht, was ich ohne sie machen soll. Und gleichzeitig habe ich ein schrecklich schlechtes Gewissen, dass ich manchmal einfach so schwach bin, und mcih ncith zusammenreißen kann. Ich fühle mich so hilflos.
In meiner Familie wird zwar über die Krankheit gesprochen, ab und an, aber eigtl. nur über die Fakten, nicht über Gefühle oder die Zukunft oder soetwas. Mein Freund versucht mir auch Halt zu geben, aber er fühlt sich einfach manchmal auch überfordert (was man ja auch verstehen kann), und ich will ihn auch nicht übermäßig belasten, obwohl ich ihn so sehr brauche.

lg,
nebel
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