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Alt 13.02.2006, 22:55
PantaRei PantaRei ist offline
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Standard AW: Wer kann mir die vielen Fragen beantworten?

Hallo zusammen,
das ist schon eine schwierige Situation. Ich habe meine Diagnose im Juli 05 bekommen. Erstmal ist die Diagnose Krebs eine Nachricht, die - so habe ich es empfunden - so ziemlich alles auf den Kopf stellt. Ich habe in den Monaten danach gedacht, dass sich mein gesamtes Leben verändern wird, wusste aber gar nicht, in welche Richtung. Tatsächlich ändern sich einige Dinge und man sollte auch einiges ändern, denke ich. Und auf jeden Fall hat man einen Verlust zu beklagen. Wobei mir der Verlust an "Unbekümmertheit" wichtiger ist als mein rechtes Ei.

In diesem Forum, an anderer Stelle, hat vor ein paar Tagen jemand geschrieben, dass sich 99 % der Krankheit im Kopf abspielt, wenn die erste Therapie hinter sich gebracht ist. 99 finde ich sehr viel, aber ich habe den Eindruck, dass die meisten Probleme tatsächlich psychischer Natur sind.
Dann mit den sehr guten Heilungschancen von 99% zu argumentieren ist zwar richtig, hilft bspw. mir aber recht wenig (für Statistiker: schliesslich bekommt man ja nicht den Erwartungswert).
Ich bin, wenn ich an den Krebs denke, unzufrieden und habe Angst und in den Tagen vor der Nachsorge habe ich richtig schlechte Laune.
Wenn in einem Kino- oder Fernsehfilm, den ich mir anschaue, mal wieder irgendwer Krebs hatte, dann schlafe ich die Nacht danach meist schlechter.
Auf Sex habe ich wenig Lust, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass der Sack, der mich so geärgert hat, mir Lust bereiten kann.
Man kann einfach nicht an Krebs denken, ohne dass das einen das emotionale runterzieht ... und wenn es erst zwei Monate her ist, dann denkt man eben dauernd an den Krebs.
Und "drüber Reden" ist auch nicht so einfach finde ich, v.a. nicht mit meiner Frau. Irgendwie ist da eine gewisse Barriere. Wenn man mal nett zusammensitzt, dann hat man keine Lust auf das Scheissthema.

So, das war jetzt sicherlich wenig hilfreich für Dich ....
Aber vielleicht hilft es Dir, Deinen Partner besser zu verstehen.

Und: Es bessert sich mit der Zeit! Auch kann es gut sein, sich mal mit einem Psychoonkologen zu unterhalten. Den kann der Kranke mal als "Mülleimer für die Seele" verwenden und versuchen, das Thema ansonsten im Gehirn in die hinterste Ecke zu verbannen.

Ich habe viele Wochen ständig an Krebs gedacht. Es wird aber immer weniger. Jetzt fällt mir manchmal auf, dass ich ein paar Stunden gar nicht dran gedacht habe – das ist dann sehr erfrischend. Ein Bekannter, der wegen Krebs 9 (!!) OPs hatte, sagte mir dass es ihn jetzt, nach 5 Jahren, nicht mehr so groß interessiert … das macht doch Mut!

Euch alles Gute

PantaRei
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