Einzelnen Beitrag anzeigen
  #35  
Alt 01.08.2014, 14:20
Benutzerbild von HelmutL
HelmutL HelmutL ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 03.03.2007
Ort: Dreiländereck
Beiträge: 2.019
Standard AW: Gibt es nach dem Tod noch etwas?

Moin zusammen,

es gibt zwei Dinge, die ich akzeptiere, doch nicht verstehe:

1. dass sich so viele Menschen als Christen bezeichnen und gleichzeitig am alten Testament kleben bzw. sich nicht als solche bezeichnen wollen, und sich dabei auf das alte Testament berufen,

2. dass so viele Menschen die Bibel so wortwörtlich nehmen.

Das alte Testament war bei seiner Entstehung keineswegs eine komplett neue Erkenntnis. Gleiches gilt für den Monotheismus, nur ein Gott. Auch das war nicht neu. Das gab es auch schon mal bei den alten Ägyptern. Der Gott des alten Testaments war, wie schon geschrieben, kein 'lieber Gott'. Er war grausam, rachsüchtig, intolerant und das Wort Verzeihung gab es nicht. Ein Gott, nur für ein Volk und wer sich ihm nicht unterwarf, der war verdammt. Das war keine Freiheit, das war Knechtschaft.

Das neue Testament, auf das wir Christen uns berufen (sollten), ist total anders. Es betont den Gott der Liebe und die Freiheit des Menschen und seines Glaubens. Das Wichtigste, was außer dem Monotheismus aus dem alten Testament übernommen wurde, sind die zehn Gebote und da steht: "du sollst".

Ich denke, die Bibel und seine Geschichten sollte man im Kontext zu der Zeit sehen, in welcher sie entstanden ist. Nur sehr wenige Menschen konnten lesen und schreiben. Die Verbreitung des Glaubens lief über Erzählung und da sind der Veränderung des Inhalts und der Deutung Tür und Tor geöffnet. Ins Extrem getrieben durch die Kirchen und die Mächtigen ihrer Zeit. Da war die Predigt auf der Kanzel das Mittel, dem einfachen, ungebildeten Gläubigen die Macht- und Lebensverhältnisse als gottgegeben darzustellen. Das hatte mit der Botschaft des neuen Testaments jedoch gar nichts mehr zu tun. Die Religion war zu dem verkommen, was alle anderen davor auch waren: das Mittel, eine möglichst große Masse an Menschen unter einen Hut zu kriegen und dahin zu lenken, wo die Mächtigen sie zu ihren Gunsten haben wollten. Wenn es sein musste, mit Gewalt. Die Kirche selbst hatte mit dem Christentum nur sehr, sehr wenig gemeinsam. Sie benutzte die Wörter der Bibel so, wie es ihr gerade in den Kram passte, nicht den Sinn der Bibel. Selbstständiges Denken war strengstens verboten. Logisch.

Ursprünglich wurde Religion 'erfunden', um die kleinen, nomadisierenden Grüppchen zu vereinen, denn nur so war es möglich, große Dinge zu erschaffen und einander Schutz zu bieten. War durchaus ein Vorteil zum Wohle aller unter diesem Hut. Irgendwie lief das dann allerdings aus dem Ruder.

Heute dürfen/sollen wir kritisch sein und selber nachdenken oder auch nicht. Jeder sollte so glücklich werden, wie er es möchte und auf seine Weise kann.

Ich persönlich 'glaube' und damit an das Leben nach dem Sterben. Das gab mir den Halt und die Kraft zu überleben und heute, um im Jetzt zu leben. Ob mein Glaube richtig ist oder nicht, werde ich irgendwann wissen ... oder auch nicht. Wenn dann Nichts ist, ist auch kein Wissen. In meinen Augen nicht die schlechteste Alternative.

Das hat nur indirekt mit meiner Taufe und Erziehung zu tun. Es war ein langer, schwerer Weg bis dahin und dieser Weg ist sicher noch nicht beendet.


Alles Liebe,

Helmut
__________________
Zeit zum Weinen, Zeit zum Lachen.
http://www.krebs-kompass.org/howthread.php?t=31376
http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=48070

Die von mir im Krebs-Kompass verfassten Texte dürfen auf anderen Homepages und in anderen Foren ohne meine ausdrückliche Zustimmung weder verwendet noch veröffentlicht werden. Auch nicht auszugsweise.
Mit Zitat antworten