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Alt 17.02.2007, 11:17
Tery Tery ist offline
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Standard AW: Chemotherapie sinnvoll ?

Hallo Sonnenblume22

Die Chemo und ihre Nebenwirkungen sind so indiviuell, wie der Mensch, der sie verabreicht bekommt. Die Kombination Carboplatin / Taxol bewirkt praktisch bei allen, dass die Haare ausfallen. Dafür verantwortlich ist das Taxol. Ich habe bei der ersten Chemo Juni 2004 am Montag den 1. Stoss erhalten und am Mittwoch bereits die Hälfte der Haare verloren. Am Samstag habe ich mir selbst eine Glatze geschnitten, weil mich das ganze ziemlich nervte. Ich fand kahlköpfig besser, wie in der ganzen Wohnung ausgefallene Haare aufzusammeln.

Bei der 2. Chemo im April 2006 bekam ich nur Carboplatin verabreicht. Meine Haare fielen nicht aus, sie waren jedoch "schlapp".

Nach einer Totaloperation hat man immer noch Krebszellen im ganzen Körper verteilt. Es wird zwar versucht, makroskopisch alle Tumorherde zu entfernen. Da die Krebszellen über das Blut- und Lymphsystem zirkulieren ist eine vollständige Entfernung dieser jedoch unmöglich.

Die Chemotherapie macht sehr unterschiedliche Nebenwirkung. Ich litt während der Carboplatin /Taxol- Verabreichung unsäglich unter Uebelkeit, Durchfall und Gefühlsstörungen und Schmerzen in den Extremitäten, trotz Medikamenten. Mir wurden abwechsungsweise in der 1. Woche eine Ladung Carboplatin und 1/3 Taxol, in der 2. und 3. Woche wiederum je 1/3 Taxol verabreicht. Dann hatte ich eine Woche Pause und die Prozedur wiederholte sich. Nach dem 5. Stoss Carboplatin / Taxol musste die Behandlung abgebrochen werden, da ich nicht mehr richtig atmen konnte und der notfallmässig zugezogene Kardiologe, meinte, wenn ich noch zwei Tage so weiteratmen würde, ich einen irreparablen Schaden an Herz und Lunge bekommen würde.

Da mich der Eierstockkrebs im März 2006 mit einem eigrossen Tumor am Hals und einem weiteren im Bauch "begrüsste", verabreichte man mir eine Chemo mit Carboplatin. Zwar gingen mir die Haare diesmal nicht aus aber die penetrante Uebelkeit erfasste mich erneut von Kopf bis Fuss. Der Metallgeschmack war auch wieder da und das Essen schmeckte alles gleich. Als ich nach dem 3. Stoss in 4 Tagen, 5 Kilo abgenommen hatte (168cm/ 52 kg, da ich nicht mal mehr ein Schluck Wasser behalten konnte, wurde ich hospitalisiert. Eine Onokologin, die in der Forschung über Eierstockkarzinom arbeitet, hat mir dann über das Uni-Spital Zürich das Medikament EMEND und Fortecortin besorgt. Ausserdem, und jetzt kommt das Wesentliche an der Behandlung, wurden mir Blutkonserven v o r dem nächsten Chemostoss verabreicht. Meine HB-Werte waren so bei 7 (normalerweise 16). Die letzten zwei Chemos habe ich dann mit einer leichten Uebelkeit (aber ohne Erbrechen) recht gut überstanden.

Die Onkologin hat mir erklärt, um eine Chemo möglichst gut zu vertragen und den vollen Nutzen zu erreichen, müssen genügend Sauerstoff-Träger im Blut vorhanden sein. Wenn also die HB-Werte sehr niedrig sind, sind diese mitverantwortlich für die Uebelkeit.

Bezüglich Bluttransfusionen gibt es, wie könnte es auch anders sein, die unterschiedlichsten Meinungen unter den Aerzten. Aber wenn ich schon so schwer krank bin, und ich bin gezwungen, eine Chemo über mich ergehen lassen zu müssen oder gleich zu sterben, dann will ich die Behandlung, die mir diesen Ritt durch die Hölle, so gut wie nur irgendwie möglich erleichtert.

Liebe Sonnenblume, Du wirst eine Entscheidung treffen müssen. Das kann Dir niemand abnehmen. Aber jetzt weisst Du wenigstens, dass es Medikamente gibt, die wirklich helfen. Jetzt liegt es an Dir, Deinen Aerzten klar zu sagen, was Du willst.

Liebe Grüsse Tery
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