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Alt 20.06.2015, 11:56
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Jessie41 Jessie41 ist offline
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Standard AW: Trotz guter Werte kein Vertrauen ,agressiv,das Gefühl zu sterben

Hallo Gabby...

Ich kann mich den Gedanken von Safra nur anschließen, zumindest ist es bei uns selbst so ( Unser Fall : mit Bauchweh ins KH, Not-OP am gleichen Abend, Diagnose Darmkrebs und Meta in der Leber, evtl Lunge - wird sich noch zeigen -, Leukämie noch obendrauf )

Von jetzt auf gleich ein tiefes Loch, nichts ist mehr wie es war....
Mein Mann hat damit gefühlsmäßig GANZ arg zu kämpfen, er war vorab IMMER Chef im Hause, und ganz plötzlich, von einer Sekunde auf die nächste = von anderen abhängig ( zumindest bei vielen Dingen )
Da konnte er garnicht mit umgehen, war oft bissig, und es gab viele "blöde Kommentare"

Immer wenn ich versucht hab, ihm ein wenig Mut zu machen, kam ein Spruch wie "DU kannst gut reden, bist ja nicht betroffen, sondern ICH !"
Klar.... ICH bin nicht betroffen.... ICH steh nur doof daneben und kann nix tun
Genau das hab ich ihm dann aber auch gesagt, wie besch... ich mich damit fühle.... möchte gern helfen, kanns eh nicht, aber irgendwas will man ja machen

Mein Mann ist ansich auch jemand, der noch nie groß über seine Gefühle geredet hat, und gerade jetzt nicht... ihm fällt es halt schwer, und jetzt ganz besonders... leider
Aber, ich habe ihm auch ganz klar gesagt nach der Diagnose, wie ich darüber denke... dass ich tierisch Angst davor hätte, wenn er GARNIX mehr sagt
Ich kann ihm nur "helfen", wenn er mit mir redet
Er bemüht sich seitdem, es wird besser

Seine "bissigen Kommentare" stecke ich irgendwie in eine Schublade "liegt an der Chemo "
anders geht's nicht

Seine Gedankenwelt fährt allerdings auch gerade Achterbahn....
Er wurde nach der Not-OP vom KH als "völlig geheilt" entlassen - abgesehen von der Leukämie -
Tumor, Metas, und glatt 24 befallene Lymphknoten sind weg, es ist nix mehr da !
Eine Chemo "nur zur Sicherheit" nachgeschoben....
Die Leukämie kommt später dran, weil nicht akut

In der Onko-Praxis sagte der Arzt dann was von wegen evtl Lungen-Metas... "müssen wir mal CT schauen in 3 Monaten"

Seitdem vertraut er auch keinen Ärzten mehr so wirklich, jeder sagt was anderes, und er verkriecht sich

Dazu muss gesagt sein, dass er gerade erst innerhalb kurzer Zeit zwei Schwestern an Krebs verloren hat, und dabei wurde eine auch als "geheilt entlassen" vom gleichen KH, war zur Kur, und danach ging es dann innerhalb Wochen leider ganz schnell
Kurz vor der eigenen Diagnose gab es bei seinem Bruder ähnliches, aber inoperabel
Seine "Hoffnung" sieht also demnach auch etwas mau aus, und er traut der ganzen Sachen absolut nicht
Gerade deswegen kann ICH ( oder egal wer ) sagen was will, er ist bei allem pessimistisch, denkt oft an "einfach aufgeben", obwohl er ansich ne top Prognose hat
Er hat schlichtweg ANGST...
Er weiß nicht wirklich, damit umzugehen, denn das liegt so völlig "außerhalb allem vorherigen Leben"
Seinen "Frust" bekomm ich dann öfter mal ab.... aber... ich nehm es absolut nicht persönlich... solang er wenigstens ab du an mit mir redet !
Fällt ihm sehr schwer manchmal, aber er gibt sich Mühe, und das allein ist mir schon viel wert

Es ist eine absolute Ausnahme-Situation, keine Frage...
Und da gibt es leider auch kein "Patent-Rezept", wie man damit umgeht

Daher kann man natürlich auch keinen "Ratschlag" geben...
Ich für mich versuche, immer eine "passende Laune" bei ihm zu finden....
Wann spreche ich was an, wann besser nicht
Ich "ignoriere" ganz oft blöde Kommentare etc, packe es für mich gedanklich in die Schublade "liegt an der Chemo" ( auch wenn er schon vorher ab und an mal blöd war ^^ )
Irgendwann taucht der "passende Moment" auf, wo ich ihm ganz direkt sage, was mich regelrecht ankotzt... kurz und schmerzlos....

Bei uns hat es geholfen, er bemüht sich zumindest, mich mehr in seine Gedanken zu lassen, auch wenn es ihm schwerfällt



Gib nicht auf, denk an ihn, versuch zu helfen...
Respektiere seine Angst bzw versuch mal seine Situation zu verstehen ( wie erginge es DIR wohl dabei ), aber sag ihm auch wie es DIR geht wenn er mal agressiv ist... vielleicht nicht sofort, aber zeitnah
versucht zu reden.. wie auch immer... sag ihm, welche Bedenken / Angst Du hast

Versuch vielleicht auch mal, ihn mit ganz besonderen Dingen abzulenken... irgendwas nicht alltägliches, was mal von dem ganzen Stress ablenkt

Wünsch Dir / Euch alles Gute... nicht aufgeben !!

LG Jessie
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