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Alt 15.07.2016, 08:17
Cipramil Cipramil ist offline
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Standard AW: Alles "SUPER"? Ernährung, Sport und Immunabwehr

Liebe Mitlesenden,

Ernährung ist ein wichtiges Thema, keine Frage, aber eben auch sehr schwer zu erforschen. In der Regel machen diejenigen, die sich gut ernähren auch mehr Sport, rauchen seltener und tun noch jede Menge andere Dinge für die Gesundheit so dass es schwer ist, den Beitrag der Ernährung raus zu rechnen.
Aber: auch Menschen die sich gesund ernähren und auf alles achten können an Krebs erkranken, hier im Forum gibt es genügend Beispiele (und auch meine Oma, die Darmkrebs, Brustkrebs und Lungenkrebs hatte hat sich immer gesund ernährt).

Wichtig ist auch zu unterscheiden was man mit der Ernährung bezwecken will: Erhaltung der Gesundheit? Heilung von bereits vorhandenen Krankheiten? Abmilderung der Spätfolgen von Therapien oder der akuten Nebenwirkungen von gerade laufenden Therapien? Beim letzten Punkt ist Vorsicht geboten – viele (Tumor)Therapien haben ja gerade das Ziel Zellen zu zerstören und da kann ein „Schutz“ von Körperzellen (was Krebszellen ja nun mal auch sind) kontraproduktiv sein.

Ernährung kann vermutlich einige schädliche Stoffe „neutralisieren“ kann z.B. dafür sorgen, dass die Darmschleimhaut mit giftigen Substanzen nicht so lange in Kontakt kommt, kann auch dafür sorgen, dass genügend Nährstoffe zum Aufbau eines gesunden Immunsystems vorhanden sind.
Eins ist klar: das Immunsystem ist wichtig - allerdings auch nur ein Baustein von vielen. So haben Patienten, die eine Immunsuppression bekommen (z.B. nach einer Organtransplantation) ein 3-4 fach höheres Risiko Krebs zu bekommen – aber eben auch „nur“ ein 3-4-fach erhöhtes Risiko.

Es gibt einige Wege von Krebszellen (die, das darf man nie vergessen ja körpereigene Zellen sind) sich das Überleben zu sichern. Eine schöne Übersicht findet sich in der „Hallmarks of Cancer“ von Hanahan und Weinberg.

Einer davon ist die Vermeidung der Zerstörung durch das Immunsystem. Das heißt aber nicht, dass das körpereigene Immunsystem nun unbedingt schwach wäre und gestärkt werden muss, sondern dass die Krebszelle auch her einen gängigen Mechanismus der anderen Körperzellen nutzt:
Prinzipiell ist so eine T-Zelle, also eine Art von Immunzelle, ein sehr schüchternes Wesen. Sie erkennt eine Zelle als „zerstörungswürdig“, geht dann aber nochmals auf die Zelle zu um sich rückzuversichern, ob sie diese Zelle wirklich zerstören darf. Und die Krebszelle ist nicht doof: Sie winkt mit PD-L1 um zu zeigen, dass sie nicht zerstört werden soll. Und genau hier greifen PD-L1 Inhibitoren ein: sie blockieren PD-L1 und die T-Zelle „traut“ sich nun, die Tumorzelle zu zerstören.
Leider winken nicht nur Krebszellen mit PD-L1 um ihre Ungefährlichkeit zu demonstrieren, sondern auch andere Körperzellen – daher auch die Nebenwirkungen.
PD-1 Inhibitoren machen im Prinzip das Gleiche – nur hemmen diese den PD-1 Rezeptor auf den T-Zellen, diese verlieren damit quasi ihre Schüchternheit gegenüber allen Geweben.
Die Immuntherapeutika, die gerade in aller Munde sind, stärken also nicht das Immunsystem, sondern schalten die natürliche Bremse des Immunsystems aus – was verständlicherweise auch mit Nebenwirkungen verbunden ist.
Eine reine Stärkung des Immunsystem scheint hier (bei einem vorhandenen Tumor) also wenig zu bringen – die Zelle wird ja nicht nicht-erkannt, sondern schützt sich mit dem ganz normalen körpereigenen Mechanismus.

Ein weiterer gut bekannter Mechanismus von Krebszellen ist die Fähigkeit, die Gefäßneubildung anzuregen. Ab einer gewissen Größe reicht die Versorgung über reine Diffusion nicht mehr aus und es müssen Blutgefäße her. Dazu wird VEGF, ein Signalmolekül, ausgeschüttet, welches die Gefäßneubildung anregt. Es wurden nun einige Medikamente entwickelt, welche an VEGF binden und somit die Gefäßneubildung unterdrücken.
Gefäßneubildung ist aber für den Rest des Körpers wichtig, z.B. nach Verletzungen, und auch deshalb haben diese Medikamente Nebenwirkungen.

Ich habe jetzt bewusst das Merkmal „Angiogenese“, also Gefäßneubildung als ein Mechanismus des Krebs rausgegriffen, da ich hier bereits mal irgendwo gelesen habe, dass es Nahrungsmittel gibt, die antineogenetisch wirken.
Wenn man danach im Internet sucht kann man viel finden.
Allerdings habe ich nirgends einen Nachweis dazu gefunden, dass diese Nahrungsmittel in einer Dosis, die man mit der normalen Nahrung (gerne auch mit Superfood) aufnehmen kann, im Körper wirklich antineogenetisch wirken.
Falls jemand andere Nachweise hat nur her damit!
Wenn ich eine Substanz „nur“ auf Zelllinien kippe und diese dann weniger schnell wachsen oder schrumpfen, ist das ein erster Hinweis – aber leider kein Nachweis. Sonst könnte man z.B. Krebszellen hervorragend mit Zucker umbringen und Krebs wäre schon lange geheilt.

Was mir bisher auch nicht einleuchtet, ist die unbelegte Behauptung, dass die Nahrungsmittel nur auf die Gefäßneubildung beim Tumor eingreifen sollen, sonst aber keine Probleme z.B. bei der Wundheilung hervorrufen. Wie kann das sein? Und dies gilt natürlich nicht nur für die Gefäßneubildung, sondern quasi für alle Effekte die Nahrungsmitteln gegen Krebs zugesprochen werden: warum sollten diese immer nur auf den Tumor wirken, aber keine Nebenwirkungen haben?
Ein Pharmakologe, Herr Kuschinsky hat einmal so schön gesagt: „Wenn behauptet wird, dass eine Substanz keine Nebenwirkung zeigt, so besteht der dringende Verdacht, dass sie auch keine Hauptwirkung hat.“

Und leider widersprechen sich viele Ernährungstheorien schon im Grundsatz: Viel Obst und Gemüse aber keine Kohlenhydrate das funktioniert ja nicht… .

Versteht mich nicht falsch, ich halte eine gesunde Ernährung für sinnvoll aber eben auch manchmal für überbewertet. Ich glaube fest daran, dass mein Körper mir sagt, was er braucht wenn ich nur hinhöre und das man mit einer gesunden Ernährung das Krebsrisiko etwas verringern. aber nicht ganz ausschalten kann (es gibt noch so viel andere Stoffe die in hoher Dosis schädlich sind wie z.B. Sonnenlicht da kann man sich gar nicht vor allen schützen).

Viele Grüße

Cipi
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