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Alt 30.08.2009, 12:02
susaloh susaloh ist offline
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Standard AW: erstdiagnose-hilfe, was soll ich tun?

Ich kann mir vorstellen, wie durcheinander du bist. Wie man sich verhält ist sehr persönlichkeitsabhängig. Ich würde definitiv warten, an deiner Stelle, und zwar nicht wegen der Zyklushälfte.

Hauptgrund: Ich würde erstmal soviel wie möglich wissen wollen über meinen Tumor bevor er raus operiert wird, z.B. Hormonrezeptoren, Her2neu, etc. Die Tumordaten können großen Einfluss auf die Therapieentscheidungen haben, wie z.B. neoadjuvante Chemo, brusterhaltende Therapie, Sentinel-OP oder gleich alle Lymphknoten raus (obwohl ich denke, Sentinel ist wohl inzwischen Standard). Das sind auch nur Beispiele. Vielleicht kommt auch irgendwas dabei raus, was dich bewegt, eine Zweitmeinung zu wollen - wenn du jetzt die OP überstürzt, ist es dafür zu spät.

Außerdem: Es kann sein, dass für dich, je nach Tumordaten, die Teilnahme an einer Studie interessant wird.

Bei mir ging es z.B. um die GeparQuattro-Studie. Als man mir bedauernd mitteilte, mit dem Material der Stanze sei was schief gegangen und der Fish-Test auf Her2neu nicht machbar, meinte man, ich wolle doch sicher lieber auf die Studie verzichten und endlich mit der neoadjuvanten Chemo anfangen (Es waren schon drei Wochen vergangen). Ich habe gefragt: Macht eine weitere Woche was aus? Nein, meinten sie, nur psychisch. Also habe ich gesagt, ich will eine weitere Stanze. Denn wenn ich Her2neu positiv gewesen wäre, hätte ich im Rahmen der Studie schon während der neoadjuv. Chemo Herzeptin bekommen, was damals noch gar nicht zugelassen war, auch adjuvant noch nicht. Diese Option hat sich bei der Studie dann ja auch als vorteilhaft herausgestellt.

Zum Glück kam bei der Stanze raus, dass ich nicht her2neu positiv war, aber so konnte ich an der Studie teilnehmen und die engagierte Studienärztin wie auch die Studienschwestern waren mein größter Halt und meine wichtigste Informationsquelle in dieser Zeit. Außerdem bekam ich mehr und gründlichere Zwischenuntersuchungen, z.B. noch eine Stanze bei Halbzeit, die sehr gute Informationen über die Reaktion des Tumors auf die EC-Chemo gegeben hat, die vielleicht eines Tages mal wertvoll sein können, falls ich wieder mal Chemo brauchen sollte. Die waren übrigens selber nicht auf die Idee mit der zusätzlichen Stanze gekommen - fanden meine Idee dann aber sehr gut. Auch Ärzte sind nicht perfekt und Mitdenken kann nicht schaden. Auch bei einer Entscheidung bei der Bestrahlung hat es mir geholfen, dass ich auf die Studienregeln pochen konnte.

Ich weiß, dass sich hier viele den Studien ausgeliefert und als Versuchskaninchen fühlen, aber für Patientinnen mit Fachwissen, die da mitdenken und mitreden können, sind sie eine riesige Chance, denn für die Studien will man sie wirklich, die "informierte und interessierte Patientin".

Schließlich: Die Frage, ob bei der Stanze gelöste Zellen Metastasen bilden können, spielt wenn überhaupt doch nur eine Rolle, wenn keine Chemo nötig ist. Bei deiner Tumorgröße und Alter wirst du aber mit hoher Sicherheit Chemo bekommen. Die erledigt alle marodierenden Zellen, die sich vielleicht bei der Stanze gelöst haben, ob nun 3 Tage oder 2 Wochen vergangen sind.

Also, keine Panik, nutze dein Fachwissen und versuche etwas ruhiger und systematischer an die Sache ran zu gehen.

Viele Grüße und alles Gute!!
Susaloh

Geändert von susaloh (30.08.2009 um 12:14 Uhr)
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