[Mirilena]

Liebe Ela,

das tut mir so schrecklich leid. Ich finde es besonders schlimm, wenn ein Mensch bereits so viel überstanden hat, Hoffnung schöpfte und dann einige Zeit später wieder so eine Hiobsbotschaft erhält. Woher die Kraft nehmen, um weiter zu machen? Wieder diese Tortur bestehend aus Chemo und Bestrahlung? Deine arme Mama! Und es tut mir auch sehr leid für dich, denn ich weiß, wie verzweifelt wir uns als Töchter und Söhne fühlen. So absolut hilflos. Wir möchten so gern etwas tun, helfen und können doch nur daneben stehen, die Hand halten und da sein.

Alles Denken und alles Sein kreist um die Krankheit und das ist schlimm. Ich denke, alle, die hier schreiben, kämpfen mit diesen Problemen. Du möchtest so viel Zeit wie irgend möglich mit deiner Mama verbringen, für sie da sein, ihr Mut zusprechen und ihr helfen. Doch auf der anderen Seite geht auch dein Leben weiter und deine Kinder brauchen dich auch. Das ist oft ein Drahtseilakt, den du zu bewältigen hast. Aber hab' bitte kein schlechtes Gewissen, wenn du etwas mit deinen Kindern unternimmst, ihnen deine Aufmerksamkeit schenkst. Auch das ist ganz wichtig! Du musst daraus Kraft tanken für die Zeit mit deiner Mama, für alles, was euch womöglich bevorsteht.

Ela, ich kann dir nur empfehlen, dass du versuchst, in der Gegenwart zu leben. Denke bitte nicht zu oft an das, was eventuell geschehen könnte, denn das frisst nur deine Kraft und Energie. Und die benötigst du für deine Mama! Wenn du es schaffst, im Hier und Jetzt zu sein und dich auf deine Mama konzentrierst, dann wird es besser für dich sein. Denk immer nur von einem Tag zum nächsten, geh nur ein Schritt nach dem anderen.

Ganz liebe Grüße und viel Kraft
Miriam