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Alt 18.01.2002, 14:24
Gast
 
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Standard Pankreaskarzinom

Hallo, Ihr Lieben!
Von meiner Mutter weiß ich seit Anfang September, dass sie Bauchspeicheldrüsenkrebs hat. Meine erste Reaktion war: Da ist sie selber Schuld, so viele Medikamente, wie sie schluckt. Was sie in den letzten zehn Jahren alles genommen hat, weiß ich nicht. Wenn sie von ihren Tabletten erzählte, war es immer das schwerste Medikament, das es auf dem Markt gibt. Mein Mann hat gleich im Internet recherchiert und mir die bedrückende Studie über die Lebenserwartungen von Patienten mit Pankreas-Karzinom gezeigt. Auch mein Vater hat, als er mich informierte, sehr ungewiss von einem Jahr Lebenserwartung gesprochen. Sie wollten so weitermachen, als sei alles in Ordnung, über den Krebsbefund wurden nur meine Tante und ich informiert. Wir mussten zusichern, nichts zu erzählen. Das gilt immernoch, so dass ich gegen den Willen meiner Eltern hier schreibe. Meine Mutter macht eine Chemotherapie und ihr gehen leider langsam die Haare aus. Sie trägt jetzt eine Perücke. Die ist gut gelungen, man sieht es nicht - oder nur als Eingeweihter. Trotzdem ist in der Nachbarschaft meiner Eltern natürlich aufgefallen, dass meine Eltern ihr Leben umgestellt haben. Ich halte die Fragen ihrer Nachbarn nicht nur für Neugierde sondern auch für Besorgnis. Schliesslich leben sie seit 30 Jahren nebeneinander. Es fällt mir schwer, so alte Bekannte anzulügen, davon zu sprechen, dass meine Eltern halt viel miteinander Unternehmen, obwohl ich weiß, dass sie lediglich Arztbesuche machen.
Meine Mutter ist, solange ich mich an sie erinnern kann, negativ eingestellt. Anderen ging es immer besser. So oft dachte ich entsetzt, jetzt muss sie sterben. Und manchmal sagte sie zu mir :"Du bist schuld, dass es mir so schlecht geht." Vielleicht könnt ihr verstehen, dass meine Reaktion lautete: "Selber Schuld."
Wie gesagt, es geht ihr langsam immer schlechter. Sie nimmt ihre Schmerztropfen nicht, weil die den Magen kaputt machen. Sie nimmt die Magentabletten nicht, weil...was weiß ich. Als ich heute mit ihr telefoniert habe, klang ihre Stimme gut. In solchen Momenten denke ich, sie lebt noch jahrelang. An anderern Tagen klingt ihre Stimme schmerzgepeinigt. Wenn ich dann den Telefonhörer auflege bin ich so entsetzt, dass ich keine Luft bekomme und lange das Telefon anheule. Heute sagte sie mir, dass die Ärzte kein Interesse daran haben, ihr zu helfen. Ich gehe davon aus, dass das Quatsch ist, weh tut der Satz trotzdem.
Wo nimmt mein Vater nur die Kraft her? Er begleitet sie zu jedem Arztbesuch. Er hat einen grossen Teil der Hausarbeit übernommen. Natürlich habe ich ihm meine Hilfe angeboten. Wir gehen beide davon aus, dass meine Mutter an Bauchspeicheldrüsenkrebs oder den Folgen der Chemotherapie sterben wird. Und wir hoffen, dass es nicht im Krankenhaus passiert.
Jede Behandlung wie Misteltherapie, Bioresonenztherapie etc. lebt auch von den positiven Einstellungen des Patienten dazu. Nur dann kann sie als behaglich empfunden werden. Was mich so entsetzlich schmerzt ist, dass ich meiner Mutter nicht dass schöne dieser Welt nahebringen kann. Sie will nicht sterben. Das kann ich gut verstehen. Aber ich weiß nicht, wofür sie leben will. Und manchmal habe ich das Gefühl, sie weiß es auch nicht.
Woher nehmt Ihr die Hoffnung für Euch und Eure Angehörigen? Ich bewundere Euch um Eure positiven Gedanken, Eure Hoffnung und dafür, das alles euren Angehörigen zu vermitteln.
Ich hoffe, mein Brief hat Euch nicht so verschreckt,dass ihr auf dieser Seite nicht weiterschreibt.
Viele Grüsse und jede Menge positive, lebensbejahende Energie wünscht Euch
Nidra.
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