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Alt 24.11.2005, 00:05
das.goldfischchen das.goldfischchen ist offline
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Daumen hoch AW: gebärmutterentfernung, und dann?

Hallo Buffy,
bin gerade bei ähnlichem Krankheitsbild "ORGAN-ERHALTEND" operiert worden.

Juni 2005: Pap 3d! September 2005: Pap 4a! 29.September 2005: Konisation!
Histologischer Befund: Zervixkarzinom (Plattenepithelkarzinon), Stadium 1b1, L0, V0, Infiltration 7,5 mm, Oberflächenausdehnung 6 mm, mit der Konisation knapp im Gesunden entfernt. Das reicht natürlich nicht bei dieser Histologie. Empfehlung der Ärzte: Wertheim, Typ 2.

Hatte wie du 4-6 Wochen "Bedenkzeit" wegen der Wundheilung nach der Koni und konnte mich nicht mit der Wertheim anfreunden: riesengroße Angst vor den Folgeschäden, außerdem (eigentlich) noch mit 40 Jahren Kinderwunsch (jetzt natürlich unwichtig). Habe mich am 31.10.2005 in der Charité Berlin operieren lassen, 500 km von zu Hause entfernt. 42 Lyphknoten wurden laparoskopisch entfernt. Dabei wurde das Sentinelkonzept angewandt, d.h. vor der OP wurde eine radioaktive Flüssigkeit in die Zervix gespritzt. Dadurch war in der OP sichtbar, welches die Leitlymphknoten sind, die als erstes von etwaigen Tumorzellen passiert werden. Desweiteren wurden durch die Vagina (also ohne Bauchschnitt!!!) zwei Drittel der Zervix und umliegendes Gewebe entfernt. Keine Verkürzung der Scheide, Eierstöcke, Eileiter und Gebährmutter sind noch da. Histologischer Befund: Alles Entfernte ist tumorfrei...uffff! Keine Chemo, keine Bestrahlung nötig.

Das ganze nennt sich radikale Trachelektomie mit Lyphadenektomie nach Sentinelkonzept. Diese OP ist derzeit noch nicht der "goldene Weg" sondern befindet sich noch in Studie, wurde aber allein in der Charité schon über 100 Mal durchgeführt und stellt nach Auskunft des Prof´s kein erhöhtes Risiko gegenüber der Wertheim dar. Ganz wichtig ist aber das Stadium der Erkrankung, maximal 1b2 und Tumorgröße bis höchstens 2 cm sind Grundvoraussetzung. Außerdem gibt es weitere Risikofaktoren, die vorher ausgeschlossen sein müssen (die weiß ich aber nicht im Detail), der Prof hat sich die Schnitte und Blöcke von der Histologie nach der Koni angefordert und begutachtet.

OP: 5 Stunden, Krankenhausaufenthalt: 11 Tage. Die ersten Tage waren Horror, war total schwach, konnte kaum laufen. Aber dennoch: nur geringe Schmerzen, hatte am Anfang eine Schmerzpumpe - das ist ein tolles System. Anfangs 2 Katheder, davon einer durch die Bauchdecke für´s Blasentraining, welches nach 3 Tagen begann. Nach 5 Tagen ging´s stetig aufwärts. Blase und Darm funktionieren heute (23. Tag nach OP) einwandfrei, die 6 Minischnitte in der Bauchdecke sind verheilt, Zervixwunde sieht laut Gyn gut aus. Habe leichtes Taubheitsgefühl an einem Oberschenkel und leichte Ödeme im Unterbauch und Leistenbereich. Sonst bin ich wieder fast fit, gehe am Montag wieder arbeiten. Zum Sex kann ich noch nichts sagen...

Bin froh, daß in meinem Fall diese Operation eine gute und sichere Alternative zur Wertheim war, obwohl es eben noch nicht der Standartweg ist und mein Gyn mir die Wertheim empfohlen hatte. Ob das für dich eine Möglichkeit ist, weiß ich natürlich nicht.

Zur Wertheim habe ich gelesen, daß es ein neues Konzept gibt, das nervenschonender ist und weniger postoperative Probleme bereitet: Totale meso-metriale Resektion (TMMR). Dabei werden die Nervenstränge freipräpariert und können so gesehen und geschont werden. Wichtig finde ich auch, daß die Lymphknoten nach der Entnahme direkt mit einem Schnellschnitt untersucht werden. Bei meinem Wertheim-Vorschlag hieß es, der Operateur "fühle" es, wenn ein Knoten befallen ist...und wenn etwas nicht koscher sei, führe ein Fahrer für einen Schnellschnitt zur 40 km entfernten Histologie ...hahahha...na hoffentlich ist dann kein Stau! Ob die OP dann so lange mit der Organentfernung gewartet hätte? Denn wenn Lymphe befallen sind, sollte eigentlich die OP beendet werden, da dann Bestrahlung und Chemo bessere Erfolgsaussichten haben sollen als eine Gebährmutterentfernung.

Also Buffy, nur Mut, das Beste ist, sich so gut es geht zu informieren. Und wenn die Wertheim das Richtige ist, muß eben ein gutes Kompetenzzentrum gefunden werden. Nicht das schönste Zimmer zählt, sondern die erfahrensten Operateure in diesem Gebiet (ruhig nachfragen, wie viele Wertheims durchgeführt, wie viele in diesem Jahr ec.). Vielleicht ist das Sentinelkonzept zur Lymphknotenentfernung auch bei dieser OP sinnvoll? Ich glaube, daß dadurch mehr Lymphknoten im Leistenbereich erhalten werden können. Was die Folgeschäden anbelangt, besteht wohl ein großer Unterschied, ob die Wertheim nach Typ 2 oder 3 erfolgen muß. Und das wiederum ist abhängig vom Krebstadium.

Ich drück dir die Daumen, daß alles gut verläuft und wünsche dir viel Glück!!!

Geändert von das.goldfischchen (24.11.2005 um 11:32 Uhr) Grund: Ergänzung
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