Einzelnen Beitrag anzeigen
  #2  
Alt 06.12.2014, 23:08
Benutzerbild von örangyal
örangyal örangyal ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 31.05.2013
Ort: Berlin
Beiträge: 260
Standard AW: Mäßig differenziertes Aenokarzinom der Lunge, Malignitätsgrad 2

Hallo Rudi !

Ist ja witzig, denn die Diagnose / Geschichte Deiner Mutter ähnelt stark der meinen, auch was die Zufälligkeit der Erstdiagnose betrifft.
Da muss sie wohl auch einen Schutzengel gehabt haben !

Mir wurde im Mai 2013 mit damals ebenfalls 60 Jahren wegen eines Adenos der li Oberlappen entfernt, auch mit dem Ergebnis pT2a, N0, V0, L0, R0, G2, allerdings hatte der Tumor eine Grösse 4,2 cm und lag dicht am Lungenfell ( Pleura ), war aber dort noch nicht durchgebrochen.

Der Onkologe hat mir die Entscheidung bzgl. Chemo freigestellt, da gemäss der Leitlinien im Stadium IB die Wirksamkeit einer adjuvanten Chemo umstritten ist.

Er hat mir das so erklärt :

Selbst bei einer erfolgreichen OP in diesem Stadium kann es in 50 % der Fälle zu einem Rezidiv oder Metastasen kommen, in 50 % aber auch nicht.

Wenn also bspw. 100 Personen im Stadium IB eine Chemo erhalten würden, hätten 50 Personen dies überflüssigerweise gemacht mit allen fiesen Nebenwirkungen und von den anderen 50 Personen würden ca. 35 dann dennoch einen Rückfall haben und lediglich 15 würden von der Chemo profitieren.
Da eine Chemo kein Spaziergang ist wegen der Nebenwirkungen, entschied mich gegen eine Chemo.
Meine Entscheidung fühlt sich ein wenig an wie russisch Roulette und viele haben mich gefragt, warum ich nicht eine Chemo gemacht habe. Aber noch kann ich rechnen und sollte es einen Rückfall geben, so kann mich immer noch darein begeben.

Der Chefarzt, welcher mich operiert hatte, war voller Verständnis für meine Entscheidung und gab mir bei Entlassung mit auf den Weg, dass ich bei einem Rückfall auf jeden Fall erneut kurativ ( mit heilendem Ziel ) behandelt werden könne.

Ausserdem hatte ich noch die Worte einer kompetenten Ärztin der Klinik im Ohr, welche mir sagte, dass ich unbedingt auch weiterhin den Rauchstopp einhalten sollte, da die meisten Rückfallpatienten nach einer OP weiterrauchen würden und spätestens nach 3 Jahren wieder in der Klinik seien.

Seit fast 20 Monaten bin ich nun komplett rauchfrei...und das nach 40 packyears ( ca. 20 pro Tag ), aber im Traum rauche ich mitunter

Will sagen, es gibt für die Zukunft natürlich keine absolute Sicherheit !
Dazu ist das Krebsgeschehen auch viel zu individuell.

Seit über 18 Monaten gehe ich nun regelmässig zu den erforderlichen Kontrollen ( Röntgen, Blut, CT, Sono und Lungenfunktion ) und bislang war alles o.K.
Ganz sicher sollte Deine Mutter auch einen Schwerbehindertenausweis beantragen ! Meiner hat einen Grad von 80 und ist 5 Jahre gültig.

Nach einer AHB in 2013 und einer Reha in 2014 ( Ahlbeck / Usedom ) ist mein nach der OP zunächst reduziertes Lungenvolumen nun fast wieder normal.

Aber die Angst bleibt natürlich, dass wieder was kommen könnte.
Besonders vor den Kontrolluntersuchungen kommt Panik auf.

Damit will ich Dir keine Angst machen, im Stadium IB ist es so wie mit dem halbvollen / halbleeren Glas, macht einfach das Beste daraus !

Gruss an Dich und insbesondere Deine Mutter, Renate aus Berlin
__________________
Nicht kleinzelliges Adenokarzinom, ED : 30.03.2013(anlässlich Thoraxprellung ) Rauchstopp seit 14.04.2013
OP : 02.05.2013 Lobektomie li oberer Lungenlappen mit Staging IB / pT2 ( 42mm ) pN0 ( 0/24), cM0, L0, V0, G2, R0, 2013 AHB + 2014 Reha in Ahlbeck
Aug. 2013 - Aug. 2018 Blut, Sono, CT, Röntgen, Lufu, bislang alles unauffällig

Geändert von örangyal (08.12.2014 um 00:56 Uhr) Grund: Ergänzung
Mit Zitat antworten