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Alt 31.05.2007, 10:59
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Anke LE Anke LE ist offline
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Registriert seit: 07.05.2007
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Standard AW: Der Kampf beginnt

Wir haben heut Papa auf die Krebsstation gebracht. Das Arztgespräch wird dann heut nachmittag bzw. morgen stattfinden.
Es ist erschütternd dort hinzugehen und zu wissen, warum man da ist. Papa will nicht mehr. Er hat die Nase voll. Trinkt nix, hat keinen Appetit, liegt da mit leeren Augen. Es tut so weh........Im Vorfeld hab ich auf der letzten KH-Station angerufen, damit sie die Unterlagen und Befunde auf die neue Station schicken. Nicht das wieder nur die Hälfte da ist oder dass die Gewebeproben nicht so ausreichend waren, wie wir gehofft haben. Und das war gut so, denn sonst wären wir heut dort hin und dann hätten wir nur gehört, naja, wir müssen uns noch die Akte holen.
Oft hör ich, Mensch, die Schwestern und Ärzte sind überlastet und unterbezahlt. Heeee, spinnt ihr alle? Sie haben diese Berufe gewählt und sich ausbilden lassen, weil sie es wollten. Sie haben gewusst, worauf sie sich einlassen, was von ihnen gefordert wird und wie die Dienstzeiten sind. Ich kann auch nicht als Sekretärin arbeiten und dann sagen, ich kümmer mich nicht um Kunden. Dann bin ich nämlich verkehrt und sollte mir schleunigst einen anderen Job suchen. Ich lass solche Ausreden nicht gelten. Das können Andere machen. Und in unserern Situation, in denen wir hier alle stecken, da sollte auch ein wenig Verständnis uns gegenüber angebracht sein: Verständnis der Hilflosigkeit, des Aufbegehrens, das Beste für unsere Leute rauszuholen. Ist das denn zu viel verlangt? Viel läuft über die Kommunikation - das sollten sich alle immer wieder vor Augen halten. Ein Lächeln - egal wem gegenüber - hebt ein wenig auch die Zuversicht. Auch wenn der Tag an sich beschissen ist.
Manchmal kommt mir der Gedanke, gar nicht alles wissen zu wollen. Ist besser so vielleicht. Und dann hab ich Tage, an denen ich "sauer" bin auf das, was Papa widerfährt. Dann bin ich "kriegsbereit" und sag, "... du blöder Arsch (he he, ich mein den Krebs ), mich lernst du jetzt so richtig kennen. Ich geb nicht kleinbei....". Ich hoffe das Ungetüm spürt meine Wut und bekommt es mit der Angst zu tun.
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Betroffener: mein Papa, geb. 21.11.1935
Diagnose erhalten am 5.5.07, Bauchspeicheldrüsenkrebs mit Metastasen in Leber und Bauchraum

eingeschlafen am 09.07.07. friedlich, still und leise
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