Einzelnen Beitrag anzeigen
  #15  
Alt 14.01.2009, 10:12
Benutzerbild von annika33
annika33 annika33 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 09.04.2008
Beiträge: 1.806
Standard AW: Betroffen?! Angehörig?! Herzlich Willkommen!

Hallo liebe Gabi, hallo Euch allen,

gestern abend war ich lange bei meiner Mama. Ihr Mann war auf einem Geburtstag und somit waren wir alleine. Über Gott und die Welt haben wir gesprochen. Vieles was ungemein gut tat. Einiges, was zwar traurig machte, aber in der Konsequenz, weil man ja auch darüber reden muss, tat selbst das gut.

Gabi, ihr geht es bezüglich der Kurzatmigkeit wie Dir. Sie spürt den Primärtumor und bekommt schlechter Luft. Wenn sie ins 1 OG raufgeht hat sie das Gefühl (O-Ton!) den Mount-Everest bestiegen zu haben. Luftmäßig zumindest. Ich hab gut mit ihr reden können, habe ihr gesagt, dass sie im Zweifelsfall den Onkologen einfach anrufen soll, und sie versicherte mir ("Mensch Kind, meinst Du denn ich bin blöd oder leichtsinnig?!" ), dass sie ihn nächste Woche anrufen wird.

Ich werde sie jetzt abends viel öfter, sofern sie das möchte, besuchen fahren. Zum einen, weil ich dann kinderfrei bin und wir in Ruhe reden können, zum anderen, weil es ihr und mir wirklich gut tut. Einmal war es gestern furchtbar traurig, weil sie so ziemlich erstmalig intensiver, auf ihre Ängste im Bezug auf das Danach geäußert hat. Was wird aus ihrem Mann usw. Bedingt durch die Tatsache, dass meine Mutter ja in 2. Ehe verheiratet ist, sind die Ängste evtl. auch größer, das Band zwischen ihrem Mann und meiner Familie könne irgendwann abreißen. Den Zahn habe ich ihr aber, Gott sei Dank, ziehen können. Sie war sichtlich erleichtert - hatte zwar eh gehofft und vertraut, aber oftmals ist es, wenn man es in Worte kleidet, tröstlicher.

Gestern zeigte sie mir ihre Fingernägel. Sie sind etwas dunkler verfärbt - nicht an den Fingerspitzen, sondern unter den Nägeln zur Nagelhaut hin. Sie sprach auch davon, dass ihr jetzt ab und an die Fingerspitzen tauber würden. Könnten das Anzeichen einer Neuropathie sein? Besteht die Möglichkeit dagegen was zu tun? Beeinträchtigt sie nicht großartig oder so. Kürzlich sei ihr mal was aus der Hand gefallen. Ich denke natürlich gleich in zweifache Richtung. Zum einen Neuropathie, zum anderen die Hirnmetas. Aber da sie sonst keinerlei neurologische Ausfälle hat, schließe ich Letzteres als Ursache eigentlich aus.

Morgen geht dann die Bestrahlung bzw. die Vorbereitung hierfür los. Ich hoffe ganz inständig, dass es hilft.

Achja, eins möchte ich noch berichten. Als wir uns gestern unterhielten, haben wir auch über "Früher" geredet. Oma, Opa, die Eltern meiner Mama sind schon länger verstorben und über andere Verwandte und Bekannte. Jedenfalls hat meine Mama in ihrem Leben auch schon nahestehende Menschen bis zum Schluss begleitet. Das, wovor ich die größte Angst habe. Angst vor mir, davor irgendwann nicht genug Kraft zu haben. Meine Mutter erzählte davon völlig unbefangen und ich konnte, ohne verletztend zu werden erklären, dass mich diese Situation die sie gerade beschrieb, geängstigt hätte. Sie hat mir dann gesagt, dass ich mir dahingehend keine Sorgen machen müsse. Man entwickelt Kräfte und wächst über sich hinaus. Annika, das wäre auch bei Dir so. Das ganze Gespräch, ohne nur einmal die Situation im eigentlichen Sinne auf sie oder ihre Situation zu münzen. Das tat gut. Von der Mutter eine "Weisheit" mit auf den Weg zu bekommen, die einem schlussendlich Sicherheit gibt.

Ich will hoffen, dass meine Mama ganz viel gute Zeit vor sich liegen hat. Ihre Lebensqualität, und das muss ich wirklich betonen, ist bisher gut. Sie geht alleine zum Hausarzt, kann (meistens fährt ihr Mann aber so oder so mit) alleine zum Einkaufen, kocht gerne, wäscht ihre Wäsche usw. usw. Ich werde jetzt mehr im Haushalt zur Hand gehen. Auch das haben wir gestern deutlich festgelegt. Putzen oder so - oft will sie mich das nicht machen lassen, aber ich hab ihr gestern zugeredet und wir sind uns einig geworden.

Ich hab sie so lieb und das, egal was kommt, wird sich niemals ändern!

Liebe Grüße

Annika
Mit Zitat antworten