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Alt 09.10.2014, 14:37
Chari Chari ist offline
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Standard AW: Gefühle "dazwischen" nach dem Verlust

Hallo Steffi

Es tut mir leid dass du deinen Vater verloren hast und deine Kleine ihren Opa.
Heute vor zwei Monaten habe ich selbst meine Mama verloren und die ersten Wochen waren eigentlich auch "ok" Wir konnten aber um einiges länger hoffen und glauben und kämpfen als ihr.

Am Tag vor ihrem Tod konnte ich die ganze Nacht nicht schlafen, bin wach gelegen und habe nur geweint, weil ich den Anruf bekommen hatte dass sie wohl das Wochenende nicht schaffen wird. Am nächsten Tag habe ich auch den ganzen Tag bis sie dann gestorben ist fast nur geweint und danach plötzlich NICHTS.

Bin heimgefahren, habe den Schlaf nachgeholt, endlich dann am späten Abend etwas gegessen, ein bisschen mit einer Freundin geschrieben, etwas traurig war ich aber es war nicht so schlimm irgendwie. Dann war die nächsten Tage Routine, Beerdigung musste ja sein, Kleidung musste besorgt werden usw. War alles sehr irreal. Diese kleine Kiste da in der Kirche, da soll jetzt die Mama drinnen liegen?

Ich denke es ist so ein Gefühl zwischen Erleichterung (Ich wusste Mama wollte nicht mehr so leiden und einfach nicht mehr kämpfen müssen, sie fühlte sich nicht mal mehr als Mensch) und Verdrängung. Aber ich denke es bricht dann bei fast jedem langsam die Realität durch.

Bei mir war das in den ersten 3-5 Wochen nach dem Tod besonders schlimm, Alpträume, Weinausbrüche beim Autofahren weil man da plötzlich Zeit zum Nachdenken hatte, schlecht Einschlafen, so das ganze Programm eben.

Jetzt geht es bei mir wieder bergauf, ich hatte einen Traum der mir wohl zeigen sollte dass ich weiterleben MUSS, dass ich mich um meine jüngere Schwester umschauen soll und für sie dasein kann weil es eben für die Mama zu spät ist. Es war wie eine Augenöffnung, das Vergangene ist vergangen, keine Träne und nichts in der Welt kann sie zurückbringen. Sie würde es auch nicht wollen wenn ich nicht glücklich weiter mache ohne sie.

Tod war bei uns immer ein sehr offenes Thema, ich habe viel mir ihr darüber gesprochen, sie wollte noch so gerne soviele Sachen tun, Hochzeiten der Kinder sehen, Enkelkinder bekommen, in 10 Jahren ihre Pension geniessen aber sie kann das alles leider nicht mehr aber es bringt nichts dem alles nachzutrauen denn es ist sowieso nicht änderbar.

Ich hoffe wenn bei dir diese Trauerphase kommt, dass du sie dann gut überwindest. Trauer kommt aber immer in Wellen, zuerst ganz oft nacheinandern, heute bei mir nur noch manchmal dass mich eine Welle der Traue versucht hinabzureissen in den sinnlosen Sumpf des "Warum? Wieso? Hätte man es besser machen können? Würde sie noch leben?"
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