Thema: Warum?
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Alt 19.12.2004, 03:16
Gast
 
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Standard Warum?

Am 21.November ist meine Mama gestorben.

Nachdem wir im Sommer die Diagnose bekamen und meine Mutter dann in Hamburg die Chemo begann, hatten wir alle zunächst noch etwas Hoffnung, Hoffnung auf etwas Zeit.

Aber diese Zeit sollte uns bzw. meiner Ma nicht gegönnt werden. Nach 3 Chemos mussten wir schon abbrechen, da die Leberwerte dermaßen schlecht waren und meine Ma auch immer schwächer wurde.

Anfang Oktober dann war meine ma noch einmal für eine Woche im Krankenhaus ...es sollte ein Stand gesetzt werden, doch ließ auch das sich nicht machen, da scheinbar die gallengänge so verstopft waren und man sich nicht traute da " schlafende hunde" zu wecken ( sorry für diesen Ausdruck)

So holten wir Ma wieder nach Hause. Da ich arbeitslos bin, versprach ich meiner Ma, sie bis zum Ende zu pflegen, doch ich wusste nicht, was ich da versprach.

Es war eine schreckliche Woche, in der mama von uns langsam Abschied nahm.
Montag war sie so schwach, dass fast nichts mehr ging und sie nur noch schlief. So betteten wir sie nachmittags dann ins Schlafzimmer( bis dahin verbrachte Mama die Zeit zusammen mit uns im Wohnzimmer...sich unterhalten und fernsehen ging ja)

Als mama da so in ihrem bett lag, wussten wir das die zeit gekommen war.
Mama wurde von Tag zu Tag immer schwächer. Sie erzählte wie sie sich ihre Beisetzung wünschte und immer wieder wenn wir ihr etwas "helfen" konnten sagte sie "Ich hab dich lieb" und immer wieder gab es herzlichkeiten, küsse und Umarmungen und unendlich viele Tränen. Am Donnerstag sprach Ma dann zum letzten mal mit uns, von da an hielten wir rund um die Uhr Wache bei ihr. Ich weiss nicht wie, aber bis Sonntag machte ich so gut wie kein Auge zu, immer hielt ich Ma´s Hand.
Als wenn Ma nicht schon mit dem Krebs genug gepeinigt war, durfte sie nicht in Ruhe einschlafen.
Einmal kollabierte sie bis zur Bewußtlosigkeit, Samstag dann bekam sie einen Schlaganfall und am Sonntag dann bekam sie 40.4°C Fieber.
Mein Vater und ich hielten Ma´s Hände und eine Nachbarin ..Mama´s neugewonnene Schwester stand uns allen bei.

Mama starb qualvoll. Ich werde nie vergessen, wie sehr sie um ihr Leben kämpfte.

Mama hat während ihrer gesamten Zeit der Krankheit nie geklagt. Was muss sie nicht alles erlitten haben. Ob sie Schmerzen hatte, weiß ich nicht. mama konnte seit freitag nicht mehr reden und ab samstag auch keine medikamente oral einnehmen, so dass der notarzt ihr 2x novalgin spritzte und ihr nen schmerzpflaster gab.

Als Mama dann tot war(hört sich so unwahr an) haben wir Mama so wie sie es wollte ihr Kleid von der Silberhochzeit angezogen. Sie sah so traumhaft schön darin aus. Ich hatte die tage schon Kerzen aufgestellt und leise Musik laufen lassen...alles sah so friedlich aus.

Ich hatte solch eine Angst vor dem Tod, doch ging die verloren. Ja ich kostete es solange aus, bis wir mama aus dem haus geben mussten mama zu streicheln, zu berühren.

Nun sind schon 4 wochen vorbei gezogen und ich kann den tod immer noch nicht wahr haben...mama fehlt an allen enden.
was sehr weh tut ist, ich kann einfach nicht mehr weinen, ja selbst am tag der beisetzung nicht. es riss mir fast das herz heraus, aber ich brachte meine gefühle nicht heraus.
nun gehe ich sehr oft auf den friedhof und besuche mama und rede mit ihr, zünde eine kerze an und bringe ihr rote rosen, ihre lieblingsblumen. ich hoffte bisher dort am grab den schmerz herauslasen zu können...aber es geht nicht, warum nur?

einerseits sollte ich mama den frieden gönnen, sie ist erlöst vom leiden, aber sie fehlt so unendlich. gerade jetzt zu dem familienfest weihnachten, das sie so liebte.

ich glaubte nie an ein leben dannach, seitdem aber sehe ich mama´s stern am himmel und glaube an ein wiedersehen.

ein unendlich trauriger
rené
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