Einzelnen Beitrag anzeigen
  #1  
Alt 21.12.2009, 15:00
S.Weinrich S.Weinrich ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 28.02.2008
Beiträge: 113
Standard Gedanken einer Angehörigen

Möchte als angehörige auch mal wa schreiben: Danke!
Danke dass man nicht alleine ist!

Ich kämpfe nun seit Februar 2008 um das Leben meines Vaters, Siegelringkarzinom, nicht zu operieren...
Nach der Chemo war es dann doch soweit, Mahen raus ( er quält sich sehr )
Nun Metastasen um die Leber und im Bauchfell..

Morgen neuer Onkologietermin, neuer Port, neue Glatze...
Entschuldigt meinen Zynismus, wir sind alle am Ende, meine Ma wird wohl jung Witwe werden (ist 50), mein Vater hat todesangst, alle weinen nur.
Und ich? Ja ich versuche stark zu sein und alle hochzuhalten.
Ich habe Zukunftsängste, mein Dad war immer da wenn es schwierig wurde.
Das ist die letzten Jahre natürlich nicht der Fall gewesen aber man hat es im Hinterkopf.

Nun ist Angst da, vor dem "danach" irgandwann. Das er einfach "weg" sein soll kann ich nicht akzeptieren. Ich bin 29 Jahre alt, habe geheiratet, ein Haus gebaut und freuen kann ich mich nicht mehr.

Er will mich nicht belasten, ich werde ihn nicht alleine lassen, auch nicht wenn es wieder los geht mit Chemo, warum verhalten sich Familienmitglieder passiv bei solchen Diagnosen? Manchmal ist es schwer, alleine zu sein mit diesem Thema, denn spricht man es an sind ja alle wieder am Boden...

Woher zieht Ihr Eure Kraft? Ich nuzte unsere Zeit um offen zu reden, versuche seine Wünsche zu erfahren und möchte ihm das Gefühl geben, dass er wenn es soweit ist auch gehen kann, weil ich mich um Mum und Schwester kümmere...Es ist eine Ohnmacht.
Was ist auf jeden Fall jedem Neuling hier mitgeben möchte: gebt nicht zu viel auf die Prognosen der Ärzte, mein Dad sollte seit 1,5 Jahren trotz Chemo tot sein, gestern hat er Holz gehackt!

Diese Erkenntnis habe ich durch dieses Forum gewonnen und dafür alleine möchte ich nochmal danken.

Am Anfang war mein "Plan": Chemo, Magen/Tumor weg, alles weg.
Mitlerweile ist mir klar, dass Krebs nun dazu gehört und man ihn annehmen muss, immerhin entarten eigene Zellen, man darf nicht gegen sich kämpfen sondern muss für sich kämpfen. Ich hoffe Ihr könnt mir folgen?

Naja, heute Nacht hatte ich zum ersten mal Panik, Atemnot, Weinkrämpfe.
Heute morgen geht es wieder, ich denke das war ein Ventil.
Der Tag ist trotzdem im Hintern, verquollene Augen, schmerzendes Gesicht, furchtbar einfach.
Ich habe Angst alleine zu sein, was wenn mein Mann plötzlich erkrankt, meine Mutter stirbt?

Der Krebs verfolgt mich, erst der Vater, dann mein geliebter Hund erkrankt, nun ein Frettchen (zum Glück hat sich der Tierarzt geirrt laut Labor)

Irgendwer muss ja die Fahne hochhalten, auf jeden Fall wird ein Krebs nie der Gewinner sein, denn wer heimlich mit Vorsprung startet...der erhält keinen anerkannten Sieg.

Wenn ich könnte würde ich ihm seine Last abnehmen, aber es kommt kein Teufel mit viel Rauch und akzeptiert diesen Deal...

Ich sagte meinem Dad gerade, dass wir den Metastasen morgen in den Allerwertesten treten, ich habe im ein Halstuch besorgt (er war Biker, mit Totenköpfen drauf) das ziehen wir zur Chemo an, irgendwie hebt das die Stimmung etwas..naja lacht nicht, ich bilde mir ein es stärkt den zeitweise verloren gegangenen Kampfgeist.

Ich wünsche Euch ein paar Lichtmomente

Vielleicht schreibt Ihr mir ja hier mal Eure Gedanken als Angehörige/r

Geändert von S.Weinrich (21.12.2009 um 16:45 Uhr)
Mit Zitat antworten