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Alt 10.12.2014, 10:32
Gathie Gathie ist offline
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Standard AW: Papa hat ein Thymom

Liebe Anni,

bei meiner Mutter gab es halbjährliche CT`s im Bereich des Oberkörpers. Einiges ist in ihrem Krankheitsverlauf auch unglücklich gewesen. Da sie vor ihrer Krebserkrankung immer schon fundamentale Rückenprobleme hatte und am Rollator ging, hatte sie den neu aufgetretenen Schmerzen (8 Monate nach der Entfernung des Thymoms) in ihrer Hüfte leider erst mal nicht so eine große Bedeutung beigemessen. Ihr Orthopäde erkannte das Problem auch nicht und schickte sie zur Spinalkanalerweiterung ins Krankenhaus. Dort stellte man bei der OP eine sehr weiche Knochensubstanz fest und meinte, es sei wohl Osteoporose. Das Ende vom Lied war, dass die Schmerzen im Bein irgendwann so monumental wurden, dass sie (auf meinen Rat hin) selbst einen MRT Termin gemacht hat. Dort offenbarte sich dann das Grauen. Es folgte sofort die Hüft-OP. Und nach der Hüft-OP (die Metastasen in der Hüfte konnten nicht gänzlich entfernt werden) wurde ein Knochenszintigramm angefertigt und man sah deutlich, wie sich punktuell im gesamten Skelettsystem die Metastasen angesiedelt hatten. Es brach eine Welt für sie und für uns als Angehörige zusammen, denn nun war klar, dass der Krebs unheilbar geworden war. Das war im Oktober 2013. Von da an und auch noch den gesamten Sommer 2014 konnte sie noch in ihrem Haus leben. Mit uns nebenan, einem ambulanten Pflegedienst, einer Putzfrau, einem Gärtner, dem Essen auf Rädern, einer Frisörin un einer Fußpflegerin, war das Ganze noch zu handlen. Sie liebte den Sommer und ihren Garten und sie sagte immer, dass sie, egal was wäre, erst nach dem Sommer wieder ins Krankenhaus ginge, sofern es dann etwas zu operieren gäbe. Und tatsächlich, als hätte sich ihr Körper darauf eingestellt, bekam sie pünktlich zum Herbst hin neue Schmerzen im Rücken, die nur noch mit Morphium einigermaßen zu ertragen waren. Sie hatte einen neuen Wirbelkörpereinbruch. Das Ende vom Lied war Krankenhaus, OP-Versuch, danach aber querschnittsgelähmt. Seitdem Pflegeheim. Blase und Darm ohne Kontrolle, sie ein Vollpflegefall. Die Ärzte gaben ihr nur noch wenige Wochen und prophezeiten, dass sie nun wohl immer schwächer werden würde.

Liebe Anni, im Gegensatz zu Deinem Vater bekam meine Mutter ja keine Bestrahlungen im Anschluß an die OP. Ich denke im nachhinein, dass dies aber vielleicht sehr wichtig, wenn nicht gar entscheidend gewesen wäre. Auf der anderen Seite ließ ihr Gesundheitszustand nach der großen OP diese Option einfach nicht zu. Und nicht zu bestrahlen war damals für den Moment die richtige Entscheidung gewesen. Und: Wir hatten alle keine Ahnung, dass ein Thymom gerne mal in die Knochen metastasiert. Vielleicht wären wir sonst hellhöriger gewesen. Ob das alles jedoch gravierend etwas am Verlauf ihrer Krankheit verändert hätte, wage ich auch wiederrum zu bezweifeln.

Ich drücke Euch weiterhin die Daumen, dass alles so stabil bleibt und das Kapitel Thymom ein für alle mal geschlossen werden kann.

LG Gathie

Geändert von Gathie (10.06.2016 um 13:41 Uhr)
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