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Alt 14.03.2008, 23:12
AnnaLu AnnaLu ist offline
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Registriert seit: 04.02.2008
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Standard AW: Wo seht ihr die Ursachen Eurer Lymphomerkrankung?

hallo ihr Lieben,

ich stosse jetzt erst auf dieses forum, hochinteressant, ich philsophiere auch gerne.
Mein mann hatte 1985 die erste Krebserkrankung, Hodenkrebs, damals gab es eine "Platin"-chemo, die nur furchtbar war. ich kannte meinen Mann damals schon aus der "szene", wir waren aber nicht befreundet. ca. 8 Jahre später waren wir ein Paar.
Was Linnea über das verlorengegangene Urvertrauen geschrieben hat, finde ich voll zutreffend für meinen Mann. ein beispiel: eigentlich ist mein Mann nicht zeugungsfähig, des halb haben wir nie verhütet, wollten auch beide nicht wirklich kinder haben. vor ca. 10 Jahren war ich dann doch schwanger und habe mich über die reaktion meines mannes sehr erschrocken: er hatte tierische angst davor, ein kind zu bekommen und es dann nicht aufwachsen sehen zu können. Er hat es mir tagelang versucht zu erklären, bis ich es dann auch begriffen habe, es war seine immer vorhandene angst vor dem krebs, das urvertrauen war verloren gegangen. aus diesem und noch anderen gründen haben wir uns gegen das kind entschieden. und leider hat mein mann ja recht behalten.

die frage nach dem warum darf man sich nicht stellen, warum muß so ein toller Kerl wie meiner, nach fast 25 Jahren noch mal krebs haben? Ist es eine folgeerkrankung? ja und er hatte auch unmittelbar vor ausbruch des NHL eine sehr sehr schwere krise, wollte sein leben total umkrempeln und alles hinschmeißen. War diese Belastung der grund? manchmal denken wir darüber nach, aber wir hätten es nicht verhindern können. Die Krankheit ist schlimm genug, da muß man sich nicht auch noch mit der Frage nach dem Warum beschäftigen. Es gibt doch viel wichtigere Dinge.

Bedingt durch die krebserkrankung hat mein Mann auch psychologische betreuung in anspruch genommen und dabei hat er seine "midlifekrisis" gut bearbeitet, er hat viele Dinge aus einem anderen Blickwinkel betrachtet und auf einmal war alles gar nicht mehr so schwierig. insofern war die erkrankung auch eine Chance, wenigstens die 3 Monate bis zum rezidiv.

Was mich eigentlich am meisten nervt, ist immer noch die Sprachlosigkeit vieler Menschen, denen man davon erzählt. Ich merke es jeden tag bei der Arbeit. ausser meinem chef traut sich keiner zu fragen, wie es meinem Mann denn geht. wenn ich anfange zu erzählen ist es gut, aber gefragt werde ich nicht. jeder kennt doch einen, der an krebs erkrankt und vielleicht auch gestorben ist, aber trotzdem ist es immer noch ein tabu-thema.

so jetzt habe ich mal ein paar gedanken aufgeschrieben, ich bin froh dass es dieses forum gibt, ich fühle mich mit meinen Sorgen gut aufgehoben und lese auch schon sehr lange bei sehr vielen mit.

Liebe grüße und gute nacht
antje
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Mein Mann (48) hat am 15.10.07 den Kampf gegen den Krebs (NHL) aufgenommen und ihn am 1.4.08 verloren. er wird in Gedanken weiterhin bei mir sein.