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Alt 12.04.2007, 21:54
Benutzerbild von MichaelaBs
MichaelaBs MichaelaBs ist offline
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Standard AW: Ich weigere mich, ohne Hoffnung zu sein.

Guten Abend Ihr Lieben,
es ist zwar nichts wirklich besser mit meinem Arm, morgen bin ich beim Doc, aber ich habe soviel zu berichten, bin ja schon mit dem Film der letzten Woche im Rückstand und gestern gab es schon wieder einen und heute gab es auch was Tolles und und und.

Zunächst „Freedom Writers“ mit Hillary Swank als Pädagogin Erin Gruwell, die jung und unerfahren an die Wilson Highschool in oderbei Los Angeles kommt und eine Klasse übernimmt, von der die Lehrkräfte nichts erwarten, außer sie durchs Schulleben zu schleusen. Sie eckt auch gleich bei der Rektorin an, die ihr keine Unterrichtsmaterialien zur Verfügung stellen will, da die Schüler doch sowieso alles nur kaputtmachen würden.

Kurz und gut, nach vielen Mühen und Machtkämpfen kann sie ganz allmählich ihren Schülern etwas vermitteln, kauft zunächst „Schundliteratur“, Hauptsache, es wird mal was gelesen. Später kauft sie Hefte und lässt die Schüler Tagebuch schreiben. Sie sollen jeden Tag etwas aufschreiben, sie will es gar nicht lesen, nur sehen, dass etwas geschrieben wurde. Aber wer mag, legt sein Heft in einen Wandschrank, wenn sie es lesen soll. Alle Schüler lassen sie lesen. (Übrigens kaufte sie die Hefte und Taschenbücher vom eigenen Geld.) So führt sie die Klasse an Anne Frank heran und sie lesen das Tagebuch, besuchen das Simon Wiesenthal Center in L.A., sprechen mit Zeitzeugen. Durch die Auseinandersetzung mit Kinderschicksalen im Dritten Reich begreifen die Jugendlichen, dass sie mit ihren Bandenkriegen und Territorialkämpfen nichts erreichen.

Als Abschluss sollen alle einen Brief an Miep Gies schreiben, die Anne und die Familie Frank damals versteckte. Es ist eigentlich nur eine Aufgabe, doch die Schüler sind so begeistert und wollen, dass ihre Briefe an Miep Gies geschickt werden. Miss Gruwell macht es dann auch. Es werden Feste veranstaltet und Geld gesammelt, denn nun wollen die Schüler diese Frau unbedingt kennen lernen. Die vielen Hürden, die Erin Gruwell nehmen muss, nicht nur hierfür sondern überhaupt für ihre Klasse, kann und will ich hier nicht im einzelnen beschreiben, aber der Film sollte Pflichtanschauung für 9. und 10. Klassen mitsamt ihren Lehrkräften sein, egal welche Schulform!

Übrigens gibt es das Projekt „Freedom Writers“ wohl immer noch an der Schule, die Geschichte hat sich in dem „heißen“ Sommer in Los Angeles zugetragen, als die Massenunruhen ausbrachen, nachdem weiße Polizisten den farbigen Rodney King zusammengeschlagen hatten (1992). Ein Buch mit ihren Texten wurde von den Schülern und ihrer Lehrerin erstellt. Vielleicht kaufe ich es mir in den USA, hier ist es wohl über das Internet erhältlich.

So, das war Film 1

Fortsetzung Film 2: „Goodbye Bafana“, basiert auf der Geschichte des südafrikanischen James Gregory, der als Gefängniswärter auf Robben Island arbeitet und dessen Leben sich durch die Begegnung mit Nelson Mandela, den er 20 Jahre bewacht, grundlegend verändert. Dieser Film hat mich zutiefst beeindruckt, den Film kann ich Euch gar nicht erzählen, nur ans Herz legen, ihn anzuschauen. Am Ende dachte ich, was hat sich die weiße Herrenrasse da erlaubt. Nicht nur über Jahrhunderte, nein, eigentlich beginnt die Herschafft von „Auserwählten“, und solchen, die sich dafür hielten, schon viel früher. Vermutlich wird es auch nicht ganz aufhören, so sehr ich wir das wünschen mögen. Im kleinen Maßstab erleben wir doch im täglichen Umfeld auch so was in Bezug auf Menschen mit Migrationshintergrund. Aber ich will hier nicht politisieren sondern nur den Besuch dieses Films empfehlen. Erstaunt hat mich, wie unsere Diane Kruger, vormals Krüger, aus der Nähe von Hildesheim stammend, die Frau des Gefängniswärters spielt, die zunächst nur die Beförderung und den Aufstieg ihres Mannes im Sinn hat und die Einladungen zu den Parties der Frauen von ranghöheren Offizieren, ganz allmählich erkennt, dass die Politik der Weißen in Südafrikas sich ändern muss, dass eine Minderheit, die eine Mehrheit regiert und unterdrückt, nicht von Bestand sein kann. Die Filmförderstelle Wiesbaden hat dem Film das Prädikat „wertvoll“ verliehen.

Fortsetzung folgt…

Geändert von MichaelaBs (26.12.2007 um 21:59 Uhr)
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