[Gittylein]

Hallo Antje,

danke für deine Anteilnahme.
Ich war nun gestern im KH. Meinem Vater geht es immer schlechter, er befindet sich im Sterbeprozess. Er ist sehr schwach, spricht nicht mehr, gibt eher nur noch Laute von scih wenn man ihn etwas fragt. Schmerzen scheint er keine zu haben, so wie ich ihn verstanden habe.
Es ist furchtbar seine Lieben so zu sehen...ich habe es ja mit meiner Mutter schon durch.
Ich kann aber auch nicht jeden Tag ins KH fahren, muss erst mit dem Zug dahin fahren und dann mit der Straßenbahn, bin nervlich ziemlich unten.
Er wollte aber gestern nach einer Viertelstunde, dass ich gehe, es war ihm zu anstrengend, er wollte seine Ruhe haben. Ich habe ihn extra gefragt, ob ich gehen kann/soll, er müde ist.
Ich habe ein bisschen einen Konflikt in mir, weil ich nicht jeden Tag zu ihm kommen kann bzw. nicht da bin. Vielleicht möchte er das aber auch gar nicht... Ich habe in den letzten 1,5 Jahren viel für ihn getan, war immer da für ihn.
Morgen werde ich wieder ins KH fahren. Die Ärztin meinte heute, es steckt zwar niemand drin, wie lange es noch dauert, aber sie denkt, es ist noch nicht so kritisch, dass es heute passiert.

Ich bin hin und her gerissen. Habe nun 2 Lesungen kurzfristig abgesagt, d.h. 70 Kinder und Eltern und Lehrer mussten umdenken. Ich woltle das morgen eigentlich noch durchziehen, abends, weil es mich auch etwas ablenkt... aber dann kann ich morgen nicht ins KH und wer weiß, wann "der" Anruf aus dem KH kommt, dass es nur noch Stunden dauert.

Ich bin innerlich völlig zerissen, was richtig und was falsch ist.
Ich habe zwar nicht eine so enge Bindung zum Vater, obwohl er im Haus wohnt, und er stand auch nicht gerade zu seinen Töchtern... hats mir seit ich denken kann oft mutwillig schwer gemacht aus Egoismus, aber es ist nun mal der Vater und er ist nicht mehr lange da...