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Alt 03.09.2014, 16:36
datkleene datkleene ist offline
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Standard AW: Der ewige Kampf mit der endenden Kraft

Erstmal vielen Danl für all die lieben Worte...
Ich weiß gar nicht was ich sagen soll.
Ich wollte es mir einfach von der Seele schreiben.
Es ist niemand da, mit dem ich so darüber reden will und kann.

Ich habe viele Freunde, die ein Familienmitglied an diese grausame Krankheit verloren hat.
Das bricht mir nicht das Herz.
Was mich in den Wahnsinn treibt, ist das (ZUM GLÜCK!!!) niemand betroffen ist.

Angehörige, Hinterbliebene, ich kenne erschreckend viele.
Aber jemand, der mich versteht und meine momentanen Launen irgendwie begreifen kann, der fehlt mir.

Meine FÄ ist eine so tolle Frau.
Sie kämpft für mich, sie tut alles, nur damit ich ein Stück weiter komme.
Aber ich nehme es inzwischen einfach nur noch hin.
Ausschabung, klar, noch eine Koni, auch das.
Sie schickt mich zu andere Kollegen und auch die tuen ihr Bestes.

Aber dieses Gefühl in mir drin, das kennt einfach keiner.
Mein Freund ist nicht wirklich sehr stark, er rennt davor weg. Aber das ist in einem gewissen Rahmen völlig ok.
Wenn ich ihn brauche, dann gibt er alles, was er geben kann.

Aber ich träume nachts furchtbare Dinge, meine Therapeutin war mir bei meinem Kampf immer eine Stütze, jetzt fühlt es sich falsch an, mit ihr zu reden.

Also schreibe ich.

Ich kann es in einem Gespräch einfach nicht in Worte fassen.

In mir drin ist auch ein Kampf, es mag sich dumm anhören, aber ich kann quasi fühlen, wie mein Uterus gegen mich antritt.
Ich halte dagegen, aber irgendwie überredet dieses "Ding" den Rest meines Körpers überzeugen kann mit zu machen.

Mindestens genau so schlimm ist es für mich, dass ich mich für meine Freunde nicht freuen kann.
Viele haben gerade Kinder bekommen oder sind schwanger.
Ich schäme mich schrecklich, aber ich hasse es zu sehen, wie glücklich sie sind.
Ich hasse sogar die Kinder und die Bäuche.
Am liebsten würde ich nicht hingehen, aber das kann ich ihnen nicht antun.

Also spiele ich die gute Freundin, und bis jetzt merkt es auch keiner. Bin ich allein, hasse ich mich selbst dafür, aber im Moment ist es einfach so.
Und wie soll ich das sagen?
Man würde mich doch für irre halten und wahrscheinlich bin ich das auch.
Es wird sich bestimmt bessern, aber bis dahin tue ich mir immer selbst weh, weil ich meinen Freunden nicht weh tun will.

Meine Chefin ist schwanger... Und was mache ich, wenn sie strahlend erzählt, dass die kleine Maus sie tritt?
Ich gehe ins Lager und weine.

Vor 3 Jahren habe ich so unbeschwert über Kinder geredet.
Ich hätte Zeit, ich würde meine Ausbildung machen und danach noch ein oder zwei Jahre unser Leben genießen und dann langsam darüber nachdenken, wie es weiter geht.
Kinder waren immer mein Wunsch und deswegen haben wir es schnell auf den Tisch gebracht und waren uns immer einig.

Seitdem die ganze Sache immer und immer wieder in den Vordergrund kommt, reden wir nicht mehr darüber.
Ich breche meistens zusammen und hasse meinen Körper nur noch mehr und mein Freund sagt das, was Männer so oft sagen.
Wir schaffen es auch so, es gibt auch andere Wege.

Natürlich gibt es auch andere Wege, aber ich wollte diese Wege nicht!
Sie standen in meinem Leben nie auf dem Plan.
Es war auch nie geplant, dass ich mir darüber Gedanken machen muss.

Es fühlt sich an, als würde Leben hell und voller Farbe starten, immer grauer werde, bis nur noch ein schwarzes Bild bleibt.
Wie eine kaputte VHS.
Wie ein riesiges, bedrohliches Rauschen.
Es fängt leise an, wird lauter, bessert sich und ist dann wieder da.
Viel deutlicher.
Als würde es von Innen den ganzen Körper Stück für Stück ausfüllen.

Und irgendwann bricht es auch, wie ein Vulkan.

Was ich fühle, fühlt sich falsch an, aber es ist da und es geht nicht weg.
Was ich denke, das fühlt sich genau so schlecht an, aber auch das geht nicht weg.
Es bleibt in meinem Kopf und in meinem Herzen und es macht mich krank.
Das bin nicht ich!
Ich liebe meine Freunde, ich liebe meine Familie und trotzdem, weil ich glaube, dass mich niemand versteht, hasse ich es, dass sie mir helfen wollen und es dann doch nicht schaffen.

Und ich hasse es, dass es so kompliziert ist, das ich so kompliziert bin, mit meinen Gedanken und Gefühlen.
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Mama *7.5.1956 +16.10.2010
Wir sehen uns wieder, wenn du mich an meinem Regenbogen abbholst! Ich liebe dich!!
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