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Alt 31.01.2005, 09:55
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Esther Esther ist offline
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Registriert seit: 26.03.2004
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Standard Auch meinen Vater hat es erwischt

Hallo Dirk,

es tut mir sehr leid, dass Dein Vater auch gegen diese Sch....... krankheit kämpfen muss. Ich kann Dir sehr gut nachfühlen, wie Euch zumute ist. Bei meinem Vater wurde die Diagnose am 23. Dezember 2003 gestellt - das war ein "tolles" Weihnachtsgeschenk und wir waren erstmal wie gelähmt, konnten keinen klaren Gedanken fassen. Bei ihm war es auch ein Adenokarzinom T2-3, ohne Metastasen, aber mit Lymphkontenbefall. Er hatte ebenfalls bereits einen Herzinfarkt gehabt, mit anschliessender Bypassoperation.

Sein Tumor war zum Zeitpunkt der Diagnose nicht operabel, da zu gross. Die Aerzte rieten zu Chemos und Bestrahlungen, mit dem Ziel einer anschliessenden Operation, falls sich der Tumor genügend zurückbilden sollte. Das war dann zum Glück auch der Fall, er konnte im Juni 2004 operiert werden. Heute geht es ihm den Umständen entsprechend recht gut.

Ich will Dir keine Angst machen und es ist bei jedem Betroffenen anders, aber Schönreden hilft meiner Ansicht nach in einer solchen Situation niemandem. Die Chemo hat meinen Vater beinahe umgebracht. Er bekam trotz ständiger Beobachtung und entsprechender Medikation massive Probleme wie Herzrasen, Aussetzer des Herzschlages, Ohnmachts- und Schwindelanfälle und die Operation musste verschoben werden, damit sein Herz sich wieder erholen konnte.

Bei Deinem Vater ist die Ausgangslage ja nun leider eine andere, denn es ist tatsächlich so, dass bei vorhandenen Fernmetastasen nicht operiert wird. Eine zweite Meinung einholen würde ich auf jeden Fall, aber ich muss Dir leider sagen, dass da mit grosser Wahrscheinlichkeit nichts anderes dabei rauskommen wird, denn andere Möglichkeiten als die von Euren Aerzten angestrebten gibt es aufgrund der Fernmetastasen schulmedizinisch meines Wissens nicht. Diese Zweitmeinung könnt Ihr aber auch einholen, wenn die Therapie (Chemo/Bestrahlung) bereits begonnen hat. Zum jetzigen Zeitpunkt wird kein Arzt eine OP vornehmen. Und ob dies zu einem späteren Zeitpunkt eine Option ist, kann erst beurteilt werden, wenn die Aerzte wissen, wie Dein Vater auf die Behandlungen anspricht, ob die Metastasen zum Verschwinden gebracht werden können, und wie sein Allgemeinzustand zu gegebener Zeit ist. Um Chemo/Bestrahlung wird er also nicht drum herumkommen, und je eher damit begonnen werden kann, umso besser. Ein Zeitverlust ist das nicht, im Gegenteil, es ist die einzige im Moment mögliche Behandlung.

Eine Kapazität auf dem Gebiet des Speiseröhrenkrebses in Deutschland kann ich Dir leider nicht nennen, da wir in der Schweiz wohnen.

Mein Vater hatte vollstes Vertrauen zu seinen Aerzten, auch wenn ich nicht immer verstanden habe, dass er alles als gegeben hinnahm, was sie ihm sagten oder vorschlugen. Obwohl auch ich keinen Zweifel hatte, dass das richtige getan wurde, hätte ich trotzdem sehr gern eine Zweitmeinung eingeholt, aber er wollte das nicht, und meine Mutter und ich mussten es akzeptieren. Wichtig ist, dass Ihr Deinen Vater in allen seinen Entscheidungen unterstützt, egal ob Ihr nun damit einverstanden seid oder nicht. Im nachhinein muss ich sagen, dass dieses "blinde Vertrauen" meinem Vater vermutlich psychisch sehr geholfen hat, denn er hat nie daran gezweifelt, dass er es überstehen wird, egal wie schlecht es ihm jeweils ging. Er war von Anfang an der Meinung, die beste aller möglichen Behandlungen zu bekommen, und das hat mitgeholfen, dass er in jeder Situation durchgehalten hat.

Ich drücke Dir und Deiner Familie ganz fest die Daumen, dass Deinem Vater geholfen werden kann, und wenn Du Lust hast, schreib doch hier, wie es weiter geht, würde mich sehr interessieren.

Mit lieben Grüssen

Esther
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