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Alt 16.07.2008, 22:39
Evelyne75 Evelyne75 ist offline
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Daumen hoch AW: Plattenepithelkarzinom im Mundboden

Liebe Maria

Herzlichen Dank für Deine lieben Worte! Habe mich sehr darüber gefreut. Ja, das ganze ist ganz schön verrückt. Aber das ist es ja eigentlich bei uns allen, oder?

Ich bin sehr naiv in das ganze gestartet. Eigentlich hatte ich von nichts eine Ahnung. Ehrlich gesagt, wusste ich auch nach der Operation gar nicht recht was Krebs ist und bedeutet. Erst also die Ärzte sagten, wie lange die Operation dauert, realisierte ich, dass das was grösseres sein könnte... Aber irgendwie hat es mich auch nicht so interessiert. Als das Stichwort Krebs und bösartiger Tumor fiel, dachte ich eigentlich mehr wie komme ich da wieder raus und dass sich das Schicksal wohl die falsche Person ausgesucht hat. Nicht mit mir war meine Überzeugung. Wegen dem Baby im Bauch hatte ich auch die Überzeugung, dass das Ganze nur gut gehen kann (weil es einfach muss). Alles andere ist einfach unvollstellbar und ich bin einfach nicht bereit, mein Baby alleine zurück zulassen. Dieser Kampfesgeist und die positive Denkweise hat mir wahnsinnig geholfen alles durchzustehen. Weil ich immer die Geburt vor Augen hatte, musste ich einfach immer weiterkämpfen. Ich hätte Angst gehabt, wenn ich mich gehen gelassen hätte, dass sich mein Baby umentschieden hätte. Obwohl das Baby vieles erschwert oder sagen wir nicht vereinfacht hat, war das Baby auch immer meine grosse Antriebsfeder.

Ich dachte, dass nach der Geburt dann der Zusammenbruch kommt. Aber irgendwie funktionierten die Duracell-Batterien immer weiter und weiter. Vor einem Monat hat es etwa Angefangen. Mit der physischen Erschöpfung aus all dem, was ich im letzten Jahr erlebt habe, kam dann immer wieder auch ein psychischer Zusammenbruch. Zum Glück konnte ich mich immer wieder auffangen. Ich denke es ist oke, dass nun die Ganze Sache über mich kommt. Vorhin brauchte ich einfach alle Ressourcen für den Körper und jetzt langsam, langsam kann ich anfangen das ganze psychisch zu verarbeiten.

Ich habe eine sehr gutes Umfeld, das mich toll unterstützt. Schon für die Operation habe ich alle Freunde und Bekannten informiert, weil ich wusste, dass ich ja nachher nicht mehr schwatzen kann. Mein Spitalzimmer glich manchmal einem Blumenladen :-) hey, das war so ein schönes Gefühl, von den Leuten so toll getragen zu werden.

Ich habe von der Krankenkasse bezahlte Haushaltshilfe, meine Eltern schauen mit viel Begeisterung und Freude zu dem Kleinen (wenn er mal 2-3 Tage nicht bei ihnen ist, rufen sie an und beklagen sich, wann er wieder kommt... :-) Wirklich schön. Dem Kleinen gefällt es auch super bei meinen Eltern. Meine Eltern haben auch während der Bestrahlung jeden Abend für mich 'gekocht' und sich wahnsinnig bemüht, dass ich irgend ein Gemüse und Eiweiss zu mir nehmen konnte.
Trotz all der Hilfe bin ich immer noch total kaputt. Wenn ich es mal schaffe selber einzukaufen, muss ich nachher immer schlafen, weil es mich so erschöpft. Auch überholen mich immer noch alle Rentner mit den Einkaufswägelchen und Gehstöcken... :-( Aber das braucht halt Zeit.

Mein Mann ist super und unterstütz mich wo er kann. Nur ist er halt selber auch total am Anschlag. Ist ja auch für ihn eine verrückte Zeit.

Ich habe nie geraucht und nie Alkohol getrunken. Ich habe überhaupt keine medizinische Vorgeschichte, die Krebs begünstigend ist. Niemand in meiner Verwandtschaft hatte Krebs.
Die Ärzte meinten, dass ich ws weil ich nicht geraucht hätte, so stark auf die Bestrahlung reagiert hatte. Irgendwie war das ganze Gewebe noch 'jungfräulich'. Die Bestrahlung war wirklich ein Alptraum. Schon nach der ersten Bestrahlung hat das Gewebe reagiert und innert kürzester Zeit war alles voller Blasen und dann komplett weiss und verbrannt (die ganze Innenwange und die ganze Zunge auf der linken Seite).

Einen Onkologen habe ich nicht.... Gehe einfach monatlich in die Mund- & Kieferchirurgie zur Kontrolle. Eigentlich habe ich nicht mal einen Hausarzt... Ich weiss, das sollte man alles haben. Aber ich habe einfach nicht die Zeit für alles. Die vielen Arzt- und Therapiebesuche fressen soviel Zeit weg..

Ich weiss nicht, wie es mit weiteren Untersuchungen aussieht. Irgendwann kommen die Folge- bzw. Wiederherstellungsoperationen. Die machen mir schon etwas Angst. Aber sie sind nicht heute und nicht morgen und so schiebe ich sie aus meinen Gedanken. Momentan kann ich einfach nur Tag für Tag bewältigen. Und was heute nicht geht, versuche ich morgen. Läuft halt alles nur im Schneckentempo...

Ganz herzliche Grüsse

Evelyne
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