Thema: Und nun?
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Alt 11.10.2005, 09:50
AndreaM AndreaM ist offline
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Standard AW: Und nun?

Hallo ihr Lieben,

ich maße mir sicher nicht an zu definieren, wozu jemand verpflichtet ist, und was "Glück" bedeutet. Nein, Petra, Du bist sicherlich nicht zum glücklichsein verpflichtet. Ich wollte damit auch nicht sagen, dass Du genau jetzt damit beginnen musst, wieder glücklich zu werden. Ich meine nur, Du darfst es nicht für den Rest Deines Lebens ausschliessen. Was ich meinte war: wenn sich Dir eine Möglichkeit bietet, eine Tür öffnet hinter der ein neues Leben wartet - dann darfst Du diesen Weg ohne schlechtes Gewissen gehen. Du verrätst Deinen Mann dadurch nicht, denn auch er hat Dich geliebt. Und wenn man einen Menschen liebt, dann möchte man doch, dass dieser glücklich ist. Auch wenn man selbst ihn loslassen musste. Denn auch Dein Mann musste loslassen und hat es ganz sicher nicht gewollt.

Wenn ich heute sterben müsste, würde ich (mal ganz egoistisch) auch wollen, dass mein Mann sehr traurig ist. Und natürlich würde ich nicht wollen, dass er sich übermorgen eine andere Frau sucht. Aber - wenn er das irgendwann täte, dann wäre das für mich in Ordnung. Was allerdings "irgendwann" ist, das muss ja jeder für sich selbst sehen. Natürlich würde ich niemals wollen, dass er mich vergisst, aber ganz sicher, dass er irgendwann ohne Schmerzen und ohne Bedauern an mich denken könnte, und sich an die schönen Zeiten, die wir hatten zurückerinnern könnte. Vielleicht ein bisschen wehmütig - aber das ist schon wieder Egoismus.

Der Spruch "die Zeit heilt alle Wunden" hat für mich auch keine Gültigkeit. Die Zeit kann nicht heilen - sie kann uns nur lehren, mit den Verlusten umzugehen.

Vielleicht springe ich auch deshalb so sehr auf Petras Äusserungen an, weil es das war, woran meine Mama so sehr gelitten hat. Sie hatte früh geheiratet, die Ehe wurde geschieden und nach Jahren hatte sie wirklich einen Mann getroffen, den sie von ganzem Herzen lieben konnte. Leider ist dieser nach nur wenigen gemeinsamen Jahren (ich weiss nicht mehr genau, es waren 2 oder 3), an Krebs gestorben. Sie konnte sich danach niemandem mehr wirklich öffnen und das, zusammen mit einem Leben, das es ihr nie leicht gemacht hat, hat am Ende zu behandlungsbedürftigen Depressionen geführt. Wir haben das zu spät erkannt - sie selbst konnte keine wirkliche Hilfe von aussen annehmen - weder von Freunden noch von Profis. Ich mache mir heute Vorwürfe, ob sie die letzten Jahre vor ihrer Erkrankung nicht eine viel schönere Zeit hätte haben können, wenn wir alle - ihre Familie, ihre Freunde - nur früher verstanden hätten, dass sie mental vor einem Berg stand, den sie allein nicht bezwingen konnte. Als wir es erkennen mussten, war es schon zu spät und meine Mama der festen Überzeugung, dass das Leben für sie nichts mehr als Last und Enttäuschung bereithielte. Lediglich ihre Kinder, die seien ihr gut gelungen, aber die seien ja in einem Alter, in dem sie keine Mama mehr brauchten (oh Mami, wenn Du wüsstest!!!!). Solche Sachen hat sie am Ende gesagt, und dass ihre Erkrankung ja die logische Konsequenz dessen sei. Und glaube ganz fest es muss immer einen Weg zu leben geben, an dem man nicht zerbricht!

Au jeh, jetzt wollte ich andere trösten und weine mich stattdessen hier aus. Ich hoffe, irgendjemand hat gesehen, was ich eigentlich sagen wollte.

Herzliche Grüße
Andrea
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