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Alt 25.10.2010, 23:46
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HelmutL HelmutL ist offline
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Lächeln AW: Hinterblieben, nur wo?

Hallo Chris,

Danke für deinen Zuspruch. Er wiegt um so mehr, da gerade du als Betroffene mir diesen Zuspruch gibst. Es kommt eben nicht sehr oft vor, dass Betroffene im Hinterbliebenen-Forum schreiben. Kostet dich das nicht immens viel Kraft? Jedenfalls bewundere ich deinen Mut. Danke dafür.

Damals, vor über 2 1/2 Jahren schon, wurden mir Trauergesprächskreise und Psychologen angeboten. Ich hab mir das reiflich überlegt und kam damals zu dem Schluss: nein! In diesen Gesprächskreisen wären auch Leute gewesen, die ihre Angehörigen durch Herzinfarkt, Unfall, Alter oder sonstiges verloren. In meinem damaligen Zustand hätte ich z.B. die Tränen einer Angehörigen, deren Mutter mit 90 Jahren natürlicherweise verstorben ist, weder verstanden, noch akzeptiert. Ich konnte mir damals (auch heute noch) nicht so ganz vorstellen, dass jemand, der nicht das gleiche durchgemacht hat wie ich, mich auch nur Ansatzweise hätte wirklich verstehen können. Ich kämpfe nicht erst seit dem 24. Februar 08 sondern bereits seit über 4 Jahren. Bereits im Frühsommer 06 kämpften meine Frau und ich gemeinsam gegen deren schleichenden Tod an. Zuerst hoffnungsvoll, dannn irgendwann hoffnungslos. Kann da einer verstehen, was dabei in einem Menschen abgeht, der nicht zumindest ähnliches erlebt hat?

Ähnlich beim Psychologen. Damals dachte ich: ich lass mich doch nicht gesundquatschen von einem Wildfremden. Der Gedanke war sicher falsch. Doch meine Entscheidung war richtig. Zumal auch mein Bauchgefühl mir sofort sagte: mach das nicht. Ich lag nur sehr selten falsch, wenn ich ihm folgte.

Heute weiss ich genau, dass meine Entscheidung damals richtig war. Nämlich hier in diesem Forum zu schreiben, was mich bewegt. Hier habe ich Menschen gefunden, die mich verstanden. Ich habe nicht nur virtuelle Freundinnen und Freunde gefunden, welche für mich da waren. Gefragt und vorallem oft auch ungefragt. Vorallem sind das Menschen, die sich aus eigener Erfahrung einfühlen können. Sowohl in den gemeinsamen Kampf vorher als auch meinen nachher ( ich drück euch an der Stelle alle zusammen mal ganz lieb. Danke!).

Ich habe mich vor kurzem aus dem Thread von "Myriam" verabschiedet, weil ich mich dort nicht mehr zu Hause fühlte. Diesen Thread habe ich in meiner anfänlichen Trauer eröffnet. Was auch gut so war. Ich steh da immer noch dahinter. Doch diese Trauer hat sich sehr verändert und neue Dinge sind hinzu gekommen. Jetzt möchte ich nämlich endlich genau das, was du dir auch für deinen Mann wünschst (wenn es denn sein müsste. Doch das steht noch in den Sternen). Ich denke, du verstehst was ich meine.

Bis hierhin hat mir mein Weg gut getan. Ich möchte ihn genau so weitergehen. Für mich persönlich ist er der richtige Weg. Ich möchte damit keineswegs solche Selbsthilfegruppen abwerten. Sie haben ganz sicher ihre Berechtigung und führen auch ganz sicher für viele Menschen zum Ziel.


Ich drück dich ganz herzlich,

Helmut
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