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Alt 06.06.2006, 18:48
Michael_D Michael_D ist offline
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Standard AW: Wie stehen die Chancen

Hallo,

das Stadium Deines Vaters wird in der Literatur als III A bezeichnet. Es ist zwar positiv, daß eine Operation erfolgte, ungünstig ist jedoch, daß keine Resektion im Gesunden erfolgte (R1 statt R0). Ungünstig ist ferner der Lymphknotenstatus N2, was bedeutet, daß mediastinale Lymphknoten oder Lymphknoten in Herznähe befallen sind, also Lymphknoten zur Körpermitte hin. Das Staging G3 bedeutet, daß die Zellen um schlecht differenzierte Tumorzellen handelt (die Skala reicht von G1= gut differenziert bis G4= undifferenziert). Grob gesagt bedeutet ein höheres G eine schlechtere Prognose, weil mit schwindender Differenzierung (man kann dann nicht mehr sehen, um welches Gewebe es sich sich ursprünglich handelte) die Malignität, d.h. Bösartigkeit steigt.

Als Standardtherapie kommt aufgrund von R1 und N2 eigentlich auch eine Strahlentherapie in Betracht. Soll diese noch durchgeführt werden? Die Behandlung hängt natürlich immer von der Verfassung und dem Lebensalter des Patienten ab und muß individuell festgelegt werden.

Da Du nach den Aussichten fragst, ob Dein Vater noch ein paar Jahre leben wird: kann man so sehr schwer beantworten. Insgesamt gesehen sind die Aussichten nicht rosig. Ich gebe hier mal wieder, was die Statistiken besagen, weil mich das seinerzeit auch interessiert hat: Die Fünf-Jahresprognose beträgt zwischen 10 und 30 Prozent (Quelle: bronchialkarzinom2006.de). Doch zugleich möchte ich vor einer Überinterpretation warnen. Was nützen die Prozentwerte? Man überlebt so eine Krankheit entweder zu 100 oder 0 Prozent. Ihr müßt schauen, wie sich die Krankheit entwickelt, wenn eine postoperative Strahlentherapie/Chemo erfolgreich ist und die ersten Kontrolluntersuchungen keine Aktivität zeigen, dann bestehen Aussichten auf "ein paar schöne Jahre", möglicherweise sogar Heilung. Tritt schnell wieder Krebs auf, in der Lunge oder als Fernmetastase, sind die Aussichten schlecht. Ihr müßt also abwarten und Geduld haben.

Dafür wünsche ich Euch Kraft.
Michael
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