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Alt 18.11.2008, 16:11
Mosi-Bär Mosi-Bär ist offline
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Unglücklich AW: Allgemeiner Tränen-Kübel mit Taschentücherbox

Ihr Lieben alle,

ich habe eine Weile überlegt, ob ich das, was ich jetzt schreibe, überhaupt schreiben soll, weil es eigentlich im Vergleich zu all den anderen traurigen Ereignissen pillepalle ist, aber ich weiß nicht, wo und wie ich das, was passiert ist, loswerden soll und ich brauch einfach auch mal ein paar Taschentücher und die Möglichkeit, meine Tränen in diesen Kübel tropfen zu lassen.

Wie ihr wißt, ist mein Schwiegerpapa schon 88 1/2 Jahre alt und hat schon unglaublich lange (bestimmt 10 ! Jahre) einen Nierentumor, der in die Leber gewachsen ist, außerdem eine Herzinsuffizienz, sein EKG zeigt Extra-Systolen auf (richtig geschrieben?).

Aber er hat sich seit man 2002 die Diagnose stellte und es ihm lange ziemlich schlecht ging, sehr gut erholt, hat sich total bekrabbelt, hat keine Blutverluste mehr und kommt sehr gut alleine in dem Reihenhäuschen zurecht, das meinem Mann gehört. Wir wohnen nur 300 Meter entfernt in einer Mietwohnung.

Im Juli - ich habe das hier irgendwo erzählt - war er einmal abends neben seinem Bett gefallen und hat dann 15 ! Stunden neben seinem Bett gelegen, konnte alleine nicht aufstehen und schaffte es nicht, an sein Telefon oder an seinen Notrufknopf zu kommen.

Hat er aber prima überstanden und sich wieder sehr gut von diesem Schock erholt.

Am Sonntagvormittag, es war ca. 10.50 Uhr, rief er bei uns an, er wäre gestürzt in der Küche und würde "wie Sau" bluten.

Wir waren noch nicht angezogen, mein Mann hatte noch gar nichts gefrühstückt. Wir haben uns in die Klamotten geschmissen und sind mit dem Auto rübergefahren.

Was wir vorgefunden haben, hat mich völlig schockiert. Mein Schwiegerpapa war eigentlich ganz gut drauf, saß in der Küche und war über und über voll Blut. Der Küchenboden war über und über voll Blut, genauso der Boden im Flur, der Boden im Gäste-WC, das Gäste-WC, das Waschbecken, überall ZEWA-Tücher voll Blut, das Telefon war voller Blut. Es sah so furchtbar aus und aus einer Platzwunde opberhalb der linken Schläfe floß das Blut unaufhörlich! Sowas habe ich noch nie gesehen...

Ich stand unter Schock, habe gezittert.

Mein Mann hat in aller Ruhe mit der Notrufstation gesprochen, es wurde eine Krankenwagen gerufen, der auch keine 10 Minuten später da war.

Ich wollte in der Zeit schonmal das Blut aufwischen, aber ich habe es nicht geschafft, ich spürte plötzlich, das mir schlecht werden würde, wenn ich das mache. Ich mußte mich hinsetzen, habe geheult und gezittert.

Dann war der Notarzt da. Sie haben meinem Schwiegerpapa, der geistig völlig klar war, ja sogar Witze machte, einem Druckverband angelegt und ihn natürlich mitgenommen, was er erstmal gar nicht verstehen konnte. Ihm ging es ja gut...

Da ich nicht in der Lage war, selber Auto zu fahren, ist mein Mann nicht im Krankenwagen mitgefahren, sondern hat mit mir die wichtigsten Sachen zusammengepackt (mein Schwiegerpapa hat immer einen KH-Koffer gepackt) und wir sind mit dem Auto in die Klinik, in die Notaufnahme, haben die Aufnahmeformalitäten erledigt und konnten dann zu meinem Schwiegerpapa.

Wir waren etwa um 12 Uhr in der Klinik.

Mein Schwiegerpapa lag da im Behandlungsraum in der Notaufnahme, war gewaschen, hatte einen Druckverband, saubere Sachen aus der Klinik an... und er war richtig gut drauf, hat mit den Schwestern und der Ärztin, die die Wunde mit 3 Stichen nähte, geflirtet und Witze gemacht... und das mit 88 !

Im ca. 14.30 Uhr saßen wir noch immer in der Notaufnahme und warteten auf den Internisten... Ich bin dann mal nach Hause gefahren, mein Mann hatte im KH einen Becher Kakao aus dem Automaten getrunken und noch nichts gegessen...

Ich war dann eine Weile Zuhause, habe ein Brot für meinen lieben armen Mann geschmiert, eine Flasche Eistee eingepackt und um ca. 16 Uhr bin ich wieder in die Klinik gefahren, da war mein Schwiegerpapa dann endlich auf seinem Zimmer....

Mein Mann und ich sind um 17 Uhr wieder gefahren, haben Zuhause eine Kleinigkeit gegessen, mein Mann hat dann noch ein paar Sachen zusammengepackt und ist nochmal zu meinem Schwiegerpapa ins KH.

Ich war sowas von fertig am Sonntag und hätte nur noch heulen können. Das hat mich alles richtig umgehauen, obwohl das doch alles wirklich nichts Schlimmes ist.

Allerdings sieht es so aus, als hätte mein Schwiegerpapa in der Küche beim Essenvorbereiten eine kleine Ohnmacht erlitten und die Ärzte in der Klinik meinen, es könnte vom Herzen kommen, eine Herzklappe arbeitet nicht mehr richtig.

Sollte sich das bestätigen und es ist medikamentös zu behandeln, dann muß er noch ein paar Tage länger dort bleiben, weil er dann erstmal eingestellt werden muß.

Heute war seine Putzfrau da und hat netterweise den "Schlachthof" geputzt, denn genauso sah es drüben bei meinem Schwiegerpapa aus...

Heute, da das Blut getrocknet war, konnte ich den Anblick schon viel besser ertragen. Nun ist das Haus wieder bewohnbar.

Bitte bitte, drückt uns die Daumen, daß es nichts Schlimmes ist, was man bei meinem Schwiegerpapa findet.

Und nun sieht man doch, daß es wirklich besser ist, wenn wir zusammen in einem Haus wohnen, wenn er in der Einliegerwohnung unten in "unserem neuen Haus" wohnen kann. Dann wäre das alles doch viel einfacher gewesen.

So, es hat gutgetan, sich das alles von der Seele zu schreiben. Jetzt geht es mir besser.

Ich lege nochmal ein neues Päckchen Taschentücher in die Box und ich denke an alle hier, die sich hier ihre Sorgen und Nöte schon von der Seele geschrieben haben. Ich bete für euch!

Danke für's zuhören
Liebe Grüße
Mosi-Bär
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