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Alt 26.04.2001, 14:01
Gast
 
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Standard Wie geh ich mit dem Erkrankten um

Lieber Ronald!
Meine Frau (49) hat Lungenkrebs und auch ich habe mich irgendwann am Anfang, vor 6 Monaten gefragt:
"barmherzig" lügen oder "brutal" ehrlich sein?

Wir haben daraus eine Frage an uns beide gemacht und uns nach einem langen Gespräch für die Ehrlichkeit entschieden. Offenheit und Ehrlichkeit wurden dann, besonders, wenn es um die Prognose der Krankheit geht, oft zum Auslöser von erneuter Hoffnungslosigkeit. Ich musste aber lernen, dass es nun mein "Job" geworden war, ihr nicht die dummen "Kopf-hoch" und "Du-schaffst-das-schon"-Ratschläge zu geben, oder sie gar durch Schweigen vermeintlich zu "schützen", sondern ihr wenn möglich entweder wieder aus der Verzweiflung herauszuhelfen oder aber (und auch das hat ihr geholfen!) die Verzweiflung gemeinsam mit ihr zu durchleiden. Gemeinsam weinen hat uns immer geholfen.

Viel schwieriger war für mich aber, zu akzeptieren, dass ich ihr keine einzige Entscheidung abnehmen kann. Wichtig war dabei immer, egal, welche Entscheidung sie getroffen hat, sie in ihrer Entscheidung zu bestärken. Sie sagt immer zu Recht: ICH habe die Krankheit, MEIN Leben ist bedroht, und wir Anderen, Aussenstehenden und sicher auch Gutmeinenden können uns nicht wirklich vorstellen, was in ihr vorgeht. Also: Bestärken war immer das Wichtige und nicht, sie durch noch so gutgemeinte und vielleicht sogar objektiv richtige Gegenvorschläge unwillentlich zu verunsichern.

Ich wünsche Deiner Mutter und Dir alles Gute und vor Allem Kraft, Kraft, Kraft!
Schau auch mal in meinen beiden Antworten auf "Hilflos" und "Erfahrungsaustausch" nach, da ist was über die Therapie nachzulesen.

Peter
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