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Alt 20.05.2006, 09:31
zimtstern zimtstern ist offline
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Standard AW: schwere Depressionen/Leben noch sinnvoll?

Liebe Marion,

sei erstmal ganz herzlich gegrüsst und ganz lieb gedrückt.

Ich kann Dich gut verstehen. Du hast so viel durchgemacht. Und irgendwann, so denke ich, wird es einem einfach zuviel. Das würde auch mir so gehen. Du hast die Grenze, von dem, was Du ertragen kannst im Moment erreicht. Es ist nicht verwunderlich, dass Du aus dem Gleichgewicht gerätst und einen Nervenzusammenbruch bekommst.

Ich würde mir an Deiner Stelle auch professionelle Hilfe holen. Verwandte und Freunde reichen da nicht mehr aus. Es gibt so viele Möglichkeiten, je nachdem, was Dir zusagt. Habe auch gehört, dass es heute sehr gute Antidepressiva gibt. Hier im Forum haben auch schon Frauen darüber geschrieben. Das würde Dir vielleicht vorübergehend helfen und Deine Schwierigkeiten etwas lindern. Lass Dich da mal beraten. Bist Du mit Deiner psychologischen Betreuung im Krankenhaus zufrieden? Vielleicht gibt es ja in dieser psychiatrischen Klinik sehr gute Therapeuten. Und manchmal ist es gut, sich für eine Zeit stationär in eine psychiatrische Klinik zu begeben, zur eigenen Sicherheit und um Hilfe zu bekommen. Vielleicht tut es Dir dort sehr gut. Es wäre mal eine Auszeit aus dem Stress, des normalen Lebens und Funktionieren Müssens. Du hättest Hilfe, Betreuung und andere Menschen, die vielleicht ähnliche Schwierigkeiten haben, mit denen Du reden kannst. Vielleicht ist aber auch nicht genau diese Klinik, sondern eine andere besser für Dich oder eine andere Art Klinik. Du musst suchen und mal im Krankenhaus oder bei Deinem Arzt nachfragen. Vielleicht wissen die etwas Geeignetes für Dich.

Meine Eltern sind auch beide an Krebs gestorben und mein Brustkrebs ist auch sehr aggressiv. Er ist in sehr kurzer Zeit auf 6 cm angewachsen. Es waren schon 10 Lymphknoten befallen. Ich habe keine Brüste mehr, aber ich fühle mich sehr wohl damit. Habe mich nach der OP in kurzer Zeit dran gewöhnt, nachdem es mich anfangs auch umgehauen hat. ABer das muss jeder für sich wissen, mit was er am besten zurecht kommt. Vielleicht kannst Du Dir auch mit dem Wiederaufbau noch ein bischen Zeit lassen. Erstmal schauen, dass psychisch alles wieder ok ist und Du neue Kraft für so etwas hast. Denn auch der Wiederaufbau bringt ja wieder neuen Stress mit sich, die Angst, ob die OP gelingt, ob der eigene Körper alles gut annimmt und das Ergebnis hinterher schön aussieht, neue Schmerzen etc.

Liebe Marion, Du kämpfst gegen die Krankheit, willst alles schnell hinter Dich bringen und loswerden. Aber lass Dir auch die Zeit, die es braucht. Du musst zusätzlich noch den Tod Deines Mannes verkraften. Das kostet alles wahnsinnig viel Energie. Deine Angst, der Kampf, das kostet so viel Kraft. Lass Dir Zeit und scheue Dich nicht, Dir Hilfe zu holen. Und es gibt immer noch Möglichkeiten, an die man vorher nicht gedacht hat, die einem weiter helfen. Es ist gut, mal was auszuprobieren, auch wenn man manchmal am Anfang nicht so davon überzeugt ist. Man kann es ja jederzeit wieder aufhören. Und gebrauche weiterhin einen Teil Deiner Kraft und Energie, um gegen den Krebs zu kämpfen. Aber gib ihm nicht Deine ganze Kraft.

Ich wünsch Dir alles Gute, Marion. Und ich wünsche Dir, dass Du einen Weg aus Deiner Situation herausfindest und bald die Hilfe bekommst, die Du benötigst, egal, was es ist, Hauptsache, es hilft Dir.

Liebe Grüße
Andrea
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