[Junie]

An meine Allerliebsten,

mittlererweile liest auch das Personal der Palliativstation hier im Forum mit und ist ebenso wie wir völlig überwältigt von der innigen Zuwendung und Wegbegleitung, die wir hier erfahren dürfen. Herzlich bedanken möcht ich mich auch bei der "neu hinzu gekommenen" Verwandtschaft, bei den alten Freunden wie auch bei den vielen Leuten, die ich bislang gar nicht gekannt habe, die sich hier im Forum extra angemeldet haben.

Der heutige Tag hat etwas mehr an Klarheit gebracht. Nachdem kaum mehr Aszites zu punktieren geht, wurde heute nochmal eine Sono des Bauchraums gemacht. Außerdem hab ich endlich den Befund des letzten Abdomen-CTs in Kopie bekommen. Schon 17 Tage alt, aber schon damals war von "massiver Bauchfellcarcinose mit riesigen flächigen Tumorinfiltrationen und Lebermetastasen mit einer Größe von bis zu 2,5 cm usw." die Rede. Nachdem es mir die letzten Tage sehr schlecht ging, meine Medikamentendosis immer höher gesetzt werden musste und ich demzufolge fast nur noch schlief, war heute mein leitender Oberarzt hier ,um den Sonobefund mit mir ausgiebig zu besprechen. Er ist sich nun mit mir was die Gesamtüberlebenszeit betrifft dahingehend einig, dass diese in jedem Fall weniger als einen Monat betragen wird. Mit etwas Glück komm ich mit ca. 14 Tagen davon. Demzufolge wird sich die Zusammenstellung meiner Medikation auch ändern. Ich habe wieder sehr schlimme Sprachausfälle und habe deshalb zugestimmt, mir eine Einmal-Cortison-Dosis von 8 mg geben zu lassen. Ich werde es auch in der Zukunft hinnehmen müssen, mehr zu schlafen um so diesem ekligen Schwebezustand zwischen Wachen und Träumen zu entgehen.

Mein Darm ist wieder zum Platzen voll, so dass ich gestern und heute bis auf drei Löffel des sehr guten Essens nichts zu mir nehmen konnte. Man hat gestern und heute versucht, mit allen Mitteln meine Darmtätigkeit wieder in Gang zu bringen und so den zum Platzen gespannten Bauch zu entlasten. Große Erfolge haben diese Versuche leider bislang noch nicht gebracht. Nach mehreren Klistieren wurde heute noch ein Darmrohr versucht; bislang aber noch ohne Ergebnis. Was jetzt morgen kommt, wissen wir noch nicht. Künstliche Ernährung hab ich schon im Vorfeld abgelehnt. Nachdem ich aber auch nicht trinken kann, werd ich mir wohl Flüssigkeit i.v. geben lassen.

Mein lieber Junie hat seine OP gut überstanden, hat aber immer noch ziemliche Schmerzen und große Bewegungseinschränkungen. Dennoch ist er 24 Stunden bei mir und ich bin unendlich glücklich, ihn zu haben. Er könnte sich daheim wohl kaum mehr erholen als hier bei mir, und so sind wir wenigsten zusammen.

Ich weiß nicht, ob ich nochmal in der Lage sein werde, Euch zu schreiben, werde es aber sicher versuchen.

Eure dankbare Claudia.

Ich hab Euch sehr lieb.
(geschrieben von Junie)