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Alt 25.11.2013, 12:56
OpaTochter OpaTochter ist offline
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Standard AW: Von Verzweifelung Angst und Hoffnung getrieben

Im Zug habe ich dann nur gehofft "rechtzeitig" zu Hause zu sein und alles schien sich gegen mich verschworen zu haben. Der Zug hatte so viel Verspätung, dass er genau zwei Minuten nach meinem Anschlusszug den Bahnhof erreichte. Der Anschlusszug, der nur stündlich und in der Regel mit etwa 5 Minuten Verspätung losfährt, war diesmal natürlich pünktlich und abgefahren.

Meine Schwester hatte mich dann vom Bahnhof abgeholt. Als wir in unsere Straße einfuhren, stand dort bereits ein Krankenwagen, wir konnten aber schnell erkennen, das er ein Haus weiter angehalten hatte.

So war ich dann also endlich angekommen.

Mein Papa lag im Pflegebett, konnte nicht mehr reden und hatte offensichtlich starke Schmerzen und/oder Angst. Ich bin dann hin, habe seine Hand gehalten und habe Ihm gesagt, dass ich jetzt da sei. Er hat meine Hand genommen und gedrückt.

Es folgten die schlimmsten 18 Stunden meines (und wahrscheinlich unser aller) Lebens.

Da mein Vater noch niemals vorher Morphium oder überhaupt Schmerzmittel dosiert bekommen hat, war wahrscheinlich sowohl der Arzt, als auch die Pallaivschwester, die Abends noch mal rumkam, zu vorsichtig mit der Dosierung. Mein Vater war sehr unruhig und fasste sich immer wieder an den Kopf. Irgendwann, als ich mit Ihm alleine war, kam dann ein verständliches "Hilfe". Es zerreist mir noch das Herz. Außerdem musste mein Vater eine Windel tragen. Die hatte er erstmals auch am Sonntag anbekommen. Er spürte es und versuchte sie immer wieder mit der Hand runterzuschieben oder auf zu machen, was auch immer...

Sterben ist nicht schön und auch nicht friedlich.

So kam und ging eine lange Nacht.

Am nächsten Morgen kam die Schwester meines Vaters. Zusammen mit meiner Mutter haben wir drei dann, noch bevor die Pallativschwester kam, dass Bett neu bezogen und meinen Papa trocken gelegt. Die Schwester hat dann noch mal eine halbe Ampulle Morphium gespritzt und wir haben Ihm noch eine Tablette gegen die Angst gegeben, so dass er wieder etwas ruhiger wurde.

Anschließend bin ich kurz zum Doc und habe mich und meine Schwester krank schreiben lassen, so dass wir diese Belastung schon mal nicht mehr hatten.

Gegen 14:00 Uhr war der Pallativdoctor dann da. An dieser Stelle ein aufrichtiges DANKESCHÖN. Dieser Mann war toll.

Später weiter.

Geändert von OpaTochter (25.11.2013 um 13:44 Uhr) Grund: lesbar machen
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