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Alt 04.10.2011, 00:25
boebi boebi ist offline
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Standard AW: Endlosschleife in der Gefuehlsachterbahn

Einen guten Morgen hier im Thread.

Ich habe hier bisher nur mitgelesen.

Die Gefühlsachterbahn ist immer und überall dabei.
Ich wurde vor vier Jahren mit 57 durch die Diagnose Mundbodenkrebs innerhalb von Sekunden von 150 auf null ausgebremst. Ich wollte doch nur den Zahnstein entfernen lassen und dann bei der Nachkontrolle diese Diagnose.

Im Nachhinein kann ich mich nur noch daran erinnern, dass mein Gedanke nicht war, was ist mit mir, sondern was ist mit meiner Frau. Ich konnte nicht klar denken, alles um mich herum war irgendwie unwirklich, wie in Watte. Diese Diagnose war doch nicht für mich. Die Angst kam später und ist bis heute geblieben.

Es ist dieses tiefe schwarze Loch in das man plötzlich fällt und aus dem man sich nur selber befreien kann.

Niemand, der nicht selber betroffen ist kann die Angst vor der nächsten Nachsorge verstehen.
Keiner kann die Angst der vier Tage verstehen, wenn wieder einmal eine Probe entnommen wurde.
Keiner kann die Schlaflosigkeit verstehen.

Wer diese sch..... Krankheit nicht selber hat kann nicht einmal im entferntesten erahnen wie man sich fühlt und wie wenig man preisgibt um seine Lieben und Freunde nicht noch stärker mitzubelasten und wir können nicht im entferntesten erahnen wie es unserem Partner belastet.

Ich werde ungeduldig und auch manchmal ungerecht, dabei verletzte ich gerade die, die mir am meisten beigestanden haben. Das Wort "Entschuldigung" ist für mich kein Problem geworden. Es fällt schwer, aber ich will alles selber machen und zwar sofort, ein „Morgen“ gibt es nicht mehr. Die Einsicht, dass das nicht immer geht, geht nur langsam in den Kopf. Was ich nicht mehr hören kann ist -Sie müssen Geduld haben-. Ich will eine klare Ansage und kein rumgesülze.

Ich sage mir immer: "Ich habe noch beide Arme, ich habe noch beide Beine, und das Gehirn haben sie mir auch nicht rausgenommen. Ich bin immer noch derselbe wie vor der Diagnose, ich sehe nur etwas anders aus und ich habe gelernt, dass es die Aussage „ich hatte Krebs“ nicht gibt. Ich habe Krebs, nur das er sich versteckt.

Dass ich das Wort „Freunde“ sehr genau von den „Bekannten“ getrennt habe, wurde mir im Nachhinein als richtig bewiesen. Meine Freunde sind da und stehen zu mir.

Meine Frau und ich leben intensiver und die Rücksichtnahme auf andere haben wir abgelegt. Was uns nicht passt wird rücksichtslos aus- und angesprochen.

Es gibt eine klare Ansage.
!!Für uns kommen zuerst wir und dann erst ganz weit hinten die anderen!!


Allen eine ruhige Nacht
Boebi
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