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Alt 19.12.2005, 11:29
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Kerstin63 Kerstin63 ist offline
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Standard AW: ohne Abschied gegangen

Hallo Petra,

ich finde es gut, dass Du den Schritt tust und Dir einen Thera suchst. Ich kann gut verstehen dass es Dir schwerfällt dort hinzugehen. Aber ich habe damit gute Erfahrungen gemacht.

Es ist nicht gesagt, dass der/die erste Thera Dir auf Anhieb zusagt, das heisst dann aber nicht dass THERAPIE nicht das richtige für Dich ist.

Man bekommt von irgendwo her eine Empfehlung/Telefonnummer und geht dann da hin... ich selbst habe 2-3 Anläufe gemacht bevor ich den richtigen gefunden hat. Der "Richtige" heisst für mich, dass ich ihn/sie auf Anhieb schon mal nicht unsympathisch finde. Natürlich ist das erstmal ein fremder Mensch, aber wenn die Chemie soweit stimmt dass man sich vorstellen kann dort weiter hinzugehen, dann ist es schon mal ein guter Anfang. Erwarte nicht zuviel von Dir selbst dort. Du wirst bald selbst erfahren, dass man beim Thera alles kann: reden, heulen, wütend sein, trauern, auch schweigen wenn es nicht anders geht. Natürlich ist einem dort auch manchmal was peinlich.... aber wenn sich ein Vertrauen entwickelt, kann man sich mit der Zeit dort immer besser öffnen. Für den Anfang reicht es sicher, wenn Du erstmal so ungefähr Deine Situation schilderst.... ans "Eingemachte" geht es dann mit der Zeit. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man Schritt für Schritt begleitet wird, man muss da nichts "leisten".

Ich wünsche Dir einen guten Anfang bei dem Therapeuten. Du brauchst keine Angst zu haben. Ich kenne keine befreiendere Erfahrung als dort zu reden und sich sicher zu fühlen und das Gefühl zu haben, dass da jemand das mitträgt was ich mit mir herum schleppe.........

Natürlich braucht das seine Zeit, aber wenn der Thera gut ist und wie gesagt die Chemie stimmt, dann wird es Dir ganz sicher helfen. Bei mir war es ja auch nicht "nur" die Trauer um meinen Vater, denn ich war ja schon vorher in der Therapie, aus anderen Gründen. Ich habe mich auch für so vieles geschämt, und dort auch gelernt mich selbst besser zu akzeptieren, Gefühle zuzulassen anstatt sie wegzudrücken, usw. Du wirst davon sicher auch profitieren.

Wenn Du Angst hast dort nichts sagen zu können, schreib auf was Dich bewegt, im Notfall kannst Du das dem Thera auch in die Hand drücken. Natürlich geht man da hin um zu reden, aber manches bringt man eben nicht heraus, ich musste meinem Thera auch manchmal Briefe schreiben weil ich mich zu sehr schämte es auszusprechen. Manchmal hatte ich das aufgeschriebene auch nur als "Notnagel" in der Tasche dabei, das gab mir die Sicherheit dass ich es zur Not auch schriftlich regeln könnte..... natürlich wird dann das Gespräch darüber folgen, aber es war dann immer sehr behutsam und Schritt für Schritt.

Nur Mut, es ist deren Job uns zu helfen.....

Kerstin
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