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Alt 15.11.2007, 12:31
mimmi mimmi ist offline
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Standard AW: mein Sohn hat Panikattacken

Hallo nikita,

wie hat mich meine Mama darauf vorbereitet...ich habe oft ihr Leid miterleben müssen. Sie wollte mich immer schützen. Wenn ich bei meinem Freund war und zu ihr wollte weil ich nicht wollte dass sie alleine war, sagte sie immer: Nein, mein Schatz du brauchst nicht extra vorbeikommen, mir gehts gut. Sie wollte dass ich so eigenständig wie möglich bin. Wir haben viel geredet und sie hat mir vermittelt wie wichtig ihr es ist, dass ich, wenn sie mal sterben sollte, mein Leben weiterlebe. Dass ich ein selbständiger Mensch bin mit Zielen und glücklich werde. Sie hat mir immer wieder gesagt dass sie mich nicht auf die Welt gebracht hat, um ein unglückliches Kind zu haben - sie will dass ich glücklich bin. Sie hat auch gesagt: Wir brauchen uns nichts vormachen - ich werde eines Tages an dieser Krankheit sterben, aber ich will wenigstens durchhalten bis du volljährig bist. Damals verstand ich das nicht... heute verstehe ich alles.
Ich habe auch ihr das Versprechen gegeben, wenn sie einmal sterben sollte, dass es mir wahnsinnig wehtun würde, ich es aber schaffen werde. Das habe ich ihr versprochen und das will ich auch halten.

Wie packe ich das Leben an...nun...anfangs war alles unwirklich - wie in einem Film. erst jetzt, 4 Monate später, tut es wahnsinnig weh weil ich es anfange zu realisieren. Ich bin mit meinem Freund zusammengezogen (er hat sich total um eine Wohnung bemüht und alles arrangiert). Er hat geguggt, wie man die Formalitäten regelt, denn ich war dazu nicht in der Lage. Die Zeit rannte nur so dahin.

Ja, Geschwister habe ich, allerdings nur Halbgeschwister von meinem Vater. Zu beiden hatte ich keinen Kontakt, sie sind auch wesentlich Älter. Zu meinem Bruder habe ich Kontakt aufgenommen, er ist 37 und wohnt in Hamburg, ich in München. Er hat mich dann mal besucht, das war toll.
Mein Onkel (Bruder meiner Mutter) ist auch für mich da, sowie seine Familie (Tante, Cousinen). Allerdings eher selten. Vielleicht liegt es auch an mir. Ich WILL selbständig sein, ich hasse es bemuttert zu werden. Also zumindest von Menschen, die nicht meine Mutter sind.

Rechnungen...hm. also ich bin in der Ausbildung und mein Freund seit 1.9. Festangestellt nach der Ausbildung. Wir verdienen soviel, dass es reicht um Miete Strom etc zu zahlen, aber das schaffen wir alles auch nur dank seiner Eltern. Die haben uns einiges dazugegeben, sowie ehemalige Arbeitskollegen meiner Mutter, was nicht selbstverständlich ist.
Wenn ich traurig bin kann ich mit meinem Freund sprechen. Er versucht mir zu helfen so gut es geht, ist aber auch nicht ganz einfach für ihn.

Seelisch...nunja...ich habe meiner Mutter wie gesagt einiges versprochen. Dass ich meinen Führerschein fertig mache solange sie lebt (habe ich leider psychisch nicht geschafft, ich mache aber im Dezember weiter.), dass ich meine Ausbildung gut bestehe und ich schreibe in 2,5 Wochen meine Abschlussprüfung. Ich versuche das hinzubekommen so gut es geht. Ich bin immernoch bei meiner Psychologin, das ist schon sehr wichtig für mich, weil sie mir stückweit aus meinen Depressionen und Verzweiflungen raushilft.
Im Alltag bin ich zum Glück ja nicht alleine. Mein Freund ist ja bei mir, wir haben 2 Kätzchen und einige, wenige Freunde, die verstehen wenn es mir schlecht geht und damit umgehen können.

Aber es geht mir nicht nur schlecht! Ich kann auch wieder lachen und etwas glücklich sein. Zwar lange noch nicht Glück wirklich in dem Ausmaß empfinden wie früher, aber ich denke das kommt auch wieder.
Ich schreibe meiner Mama auch in diesem Forum. Ich muss mit ihr reden und ich denke sie lebt irgendwo weiter. Das denke ich nicht nur weil sie gestorben ist. Daran glaube ich denke ich schon mein ganzes Leben.

Quatsch, die Fragen kommen nicht Hölzern rüber. Du bist Mutter und anhand eines Lebens, das diese Situation schon durchgemacht hat, kann man doch am besten "messen" wie man seine Kinder drauf "vorbereitet".

Aber jeder Mensch ist anders. Es gibt Menschen die brauchen keinen Psychologen oder wollen keinen. Manche kommen damit irgendwann klar, andere hadern ihr ganzes Leben mit sich.
Ich lese hier im Forum oft, dass Kinder ihren Eltern noch nach Jahren schreiben. Ich will meine Mama auch nicht vergessen, aber ich denke irgendwann werde ich nur noch in Gedanken mit ihr reden, so wie mit meiner Oma (für mich war sie wie meine 2. Mutter), die vor 4 Jahren gestorben ist.

Ich habe eine extra "Ecke" in der Wohnung für meine Mama und Oma eingerichtet. Dort stehen Fotos und Dinge von Ihnen, die mir wichtig sind.

Wenn du noch Fragen hast, frag ruhig, ich bin sehr offen erzogen worden, auch was den Tod angeht.

Wie geht es dir denn im Moment gesundheitlich und seelisch?

Viele Grüße

Angie
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