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Alt 19.11.2004, 20:41
Gast
 
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Standard Meine Mutti stirbt-wie gehe ich damit um?

Liebe Verena,
ich kann Deine Situation vollkommen nachvollziehen - ich habe auch in dieser Zwickmühle gesteckt: dem Druck der Familie nachgeben und deren Willen entsprechen, oder ihr die Wahrheit sagen. Ich wurde von meinem Vater und der Schwester meiner Mutter massiv unter Druck gesetzt, ihr es nicht zu sagen. Es war harte Arbeit, ihn vom Gegenteil zu überzeugen - in der Zwischenzeit hatte meine Mutter den Eindruck, dass man ihr etwas vorenthält und hat es dann selbst (über kooperative Krankenschwestern) herausgefunden.
Es geht zum Einen um die Grundrechte Deiner Mutter, zum anderen geht es darum, diese schlimme, aber auch wertvolle Zeit ohne Lügen verbringen zu müssen und Abschied nehmen zu können.
Die Frage, die Du Dir stellen mußt ist einfach, aber hart: Hast Du die Kraft, Dich gegen Deine Familie zu stellen, mit Deinem Mann an Deiner Seite?

Ich würde heute keine Sekunde mehr zögern, dass zu tun, denn der einzige Grund, warum diese Leute mich Bedrohten, es ihr nicht zu sagen, war deren eigene Verzweiflung und ich hätte es mir nie verzeihen können, wenn ich meine Mutter hätte belügen müssen.

Letztlich geht es um die Frage, ob für einem schwerkranken Menschen die Menschenrechte noch gelten. Die Frage ist, wie man sie über ihre Situtation informiert, nicht ob.
Das ist meine Meinung.

Ich weiß, dass Du in einer Zwickmühle bist: stellst Du Dich gegen Deine Familie, oder stellst Du Dich gegen Deine Mutter. Beides kostet enorm viel Kraft.
Schließe Deine Augen, stelle Dir die Frage, ob Du Deiner Mutter die Wahrheit sagen willst.
Dann die Frage, ob Du mit den Konsequenzen leben willst und kannst.
Denke daran, was Deine Mutter vor ihrer Krankheit zu solchen Situationen gesagt hat.
Beide Wege sind unglaublich schwer zu beschreiten.
Wenn Du einen Entschluß tätigst (unabhängig davon, ob Du es ihr sagst oder nicht), solltest Du das mit Deinem Gewissen vereinbaren können und dahinter stehen.

In Deiner Situation habe ich mich fürchterlich einsam und verlassen gefühlt. Gegen die eigene Verwandtschaft antreten zu müssen, wo es ein Miteinander hätte geben sollen. Aber mein Mann hat mich immer darin bestärkt, für meine Entscheidung einzustehen.

Keiner kann Dir diese Entscheidung abnehmen, aber für jede Entscheidung gibt es Menschen, die Dich darin unterstützen und Dir helfen.

ich umarme Dich
tini
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