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Alt 07.04.2004, 01:53
Gast
 
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Standard Wie wuerdet ihr entscheiden?

liebe sandra, meine mutti (69 jahre, inoperables pankreaskarzinom) ißt auch viel zu wenig und nimmt immer mehr ab. sie will wie deine mutti zu hause bleiben und nicht im krankenhaus sein. darum hat sie auch chemo und parenterale ernährung (außer wasser-infusionen, die ihr ein onko-homecare-pflegedienst legt) abgelehnt. sie sagt, sie will nicht länger leben, sondern so lange wie möglich gut leben. wir als familie haben eine weile gebraucht, bis wir das verstanden haben. vielleicht verstehst du es bei deiner mutti besser, wenn du hörst, wie sich meine mutti fühlt: tatsächlich geht es meiner mutti erstaunlich gut. seit ihre beschwerden begannen (august/september 2003) sind schon einige monate vergangen, in denen sie genau 2 mal im krankenhaus war (um zu klären, ob der tumor operabel ist; ihre diagnose stand wegen eines bornierten arztes, der die diagnostik verzögerte, erst im februar fest). die übrige zeit konnte sie bis heute so verbringen, wie sie es wollte. aktuell bekommt sie zeitweise sub-kutane flüssigkeitsinfusionen, hat ein transtec-schmerzpflaster kleben, das alle 3 tage erneuert wird, nimmt sab simplex kautabletten gegen blähungen, zeitweise gastrosil-tropfen oder vomex-zäpfchen gegen übelkeit, mistelt sub-kutan (isorel p aus österreich) und raucht ab und zu ihre zigaretten. sie hat keinen aszites und die enzymwerte sind kaum auffällig. sie kann eigentlich noch alles essen, meidet aber meistens allzu blähende nahrungsmittel. sie ißt gern philadelphia-käse in warmen soßen zum mittagessen, butter und sahne, auch eis-creme, um kalorien zu sammeln... allerdings schafft sie immer nur kleine mengen und manchmal hat sie gelüste wie eine schwangere. zur besseren verdauung trinkt sie breuss-saft und/oder ananas-saft aus dem bio-laden, mal trinkt sie auch etwas kaffee oder Tee, aber häufig auch nur abgekochtes warmes wasser. gestern ist sie mit ihrem supertollen krankenkassen-pflegerollstuhl im konzert (johannes-passion von bach) gewesen und hat das voll genießen können. sie lacht viel, telefoniert viel, kriegt jeden tag besuch von freunden, mit denen sie auch ausflüge mit dem rolli unternimmt und läßt sich nach wunsch bekochen. leute, die sich mit beklemmungen bei ihr melden, um sich nach ihrem befinden zu erkunden, sind erstaunt von ihrem lebensmut und ihrer gelassenheit. meine mutti sagt immer wieder, wie sehr sie sich darüber freut, daß es ihr so gut geht, und sagt, sie wünscht sich, daß sie sich noch weiterhin so beschwerdefrei fühlt und daß sie stirbt, bevor sich ernstere beschwerden einstellen. wenn man sieht, wie lebensfroh sie ist und wie sie zugleich an gewicht abnimmt (sie wiegt knapp 40 Kilo und ist 1,55 m groß), ahnt man, daß sie ihr ziel erreichen wird. wir als familie sind einerseits traurig, daß wir sie verlieren werden, aber glücklich, daß sie so zufrieden ist. liebe sandra, das kann doch auch ein weg sein, mit dem tumor zu leben (meine mutti nennt ihn "untermieter"). trotz der trauer fühle ich mich dadurch sehr getröstet. ich wünsche dir von herzen, daß deine mutti auch so beschwerdefrei wie möglich und so, wie sie es sich wünscht, ihren weg gehen kann, und daß du das tröstliche gefühl haben kannst, daß sich alles richtig und so gut wie möglich fügt. mit allen lieben wünschen für deine mutti und dich und euren gemeinsamen weg grüßt dich susinka.
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