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Alt 27.06.2005, 17:27
Gast
 
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Standard Nicht nichts ohne dich, aber nicht dasselbe.......

Die Geschichte vom 'gefühlsbehinderten' Mann.

(so hat Alina sie einmal genannt. Aber gefühlsbehindert war er gar nicht. Es war das uralte Lied: 'Männer - Gefühle - nicht sprechen darüber können').

Kurz gefasst:

Er war Ende dreißig, Feuerwehrmann, ein 'gstandenes Mannsbild' (wie wir in Bayern sagen).
Glücklich verheiratet, Kinder, Geschwister, mit denen er ein gutes Verhältnis hatte. Eine 'dicht gestrickte' Familie.
Mit Symptomen, die recht schnell als 'nicht' organisch zu identifizieren waren.
Irgendwann habe ich anscheinend die 'richtige' Frage gestellt:
es war, als ob ein Schleusentor aufginge...

Er war im selben Raum, als sein Vater zusammenbrach, vermutlich mit einem massiven Herzinfarkt. Nicht sein erster, er war bereits ein paar Jahre herzkrank gewesen.
Er hätte nicht besser reagieren können: hat den Notarzt gerufen, Herzdruckmassage und Mund-zu-Mund-Beatmung gemacht bis der NAW kam.
Ist mitgefahren ins Krankenhaus.
Sein Vater ist entweder während des Transports oder kurz nach seiner Ankunft in der Notaufnahme gestorben.
Aus irgendwelchen Aussagen der Sanis/Ärzte schloß er, daß er etwas falsch gemacht hatte. Ein Mißverständnis seinerseits, da bin ich sicher.
Sein Vater wäre, nach menschlichem Ermessen, wohl kaum zu retten gewesen, selbst wenn sofort fachlich ausgebildetes Personal zur Stelle gewesen wäre. Dazu hätte es schon ein kleines Wunder gebraucht.
Aber das wusste er nicht.
Für ihn war es sein Versagen. ER konnte seinem Vater nicht das Leben retten!

Bisher war das eine traurige Geschichte. Aber ich habe euch eine Information vorenthalten, die die traurige Geschichte zu einer tragischen macht:
Sein Vater hatte ihm in die Welt geholfen. Buchstäblich. Hat IHN entbunden. Ganz allein. Der Arzt konnte nicht rechtzeitig da sein...

Der Tod seines Vaters lag fast zwei Jahre zurück.
Er hatte NIE mit irgendjemandem über diese Ereignisse und seine Gefühle gesprochen!

All das hat er mir erzählt.
Er hatte mich nie vorher gesehen.
Unser Gespräch hat fast eine Dreiviertelstunde gedauert.
Eine Woche später habe ich ihn wiedergesehen.
Seine 'psychosomatischen' Symptome waren alle verschwunden.
Ich werde ihn nie vergessen.