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Alt 16.02.2002, 09:17
Gast
 
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Standard wen nicht kämpft hat schon verloren?

Liebe Jana,
es ist gut , dass Du diese Nacht gut schlafen konntest, der Körper versucht erst einmal das "Versäumte" an Schlaf und Ausruhen nachzuholen.
Das Du Angst vor der Trauerfeier hast kann ich gut nachvollziehen, das ging mir genauso.
Erst einmal war ich damit abgelenkt, die ganzen Formalitäten wegen der Beerdigung zu erledigen, Versicherungen zu informieren, Papas Papiere zu ordnen, da habe ich mich richtig hineingestürzt.
Aber als es dann losging mit dem Pfarrer Papas Leben aufzurollen um ihm die Basis für die Trauerrede zu schaffen,den Sarg auszusuchen, seine Kleidung etc., holte mich alles ein.
Weinkrämpfe hatte ich allerding fast ununterbrochen, eben auch weil ich die Sachen aus dem Krankenhaus in die Hand geklatscht bekommen habe eine halbe Stunde nachdem Papa tot war und auch noch alles kontrollieren sollte, was sie mir übergaben. Das war wirklich zuviel...

Die Sachen stehen heute noch im Dachstudio (sein Bademantel, seine Hausschuhe in die ich ihm gehofen habe, sein Kulturbeutel, die Stoffkuh, die ihm zur "Aufmunterung" mitgebracht hatte, weil er die Berge so liebte..)

Ich bin sicher, dass die Seele Deines Vaters um Dich ist, egal ob ihr euch so etwas vorher vorstellen konntet oder nicht. Entscheidend ist, dass es Dir in diesen Momenten besser geht,dass Du Dich irgendwie geborgen fühlst, von Liebe eingehüllt.

Die Leere in mir spüre ich heute noch...
Ich denke man kann die Veränderung des Schmerzes an keinem Datum allgemein festmachen. Jeder trauert auf seine Weise und in der ihm notwendigen Zeit, mach Dich daran nicht fest.

Ich kann gut nachvollziehen, dass Dir alles so unwirklich vorkommt. Da will einem das Unterbewussten vorgaukeln, das doch eigentlich gar nichts Schlimmes geschenen ist, ist komisch dieses Gefühl. Da steckt einfach auch eine Sehnsucht dahinter die Zeit vor dem Ganzen wieder um sich zu haben. Aber so wie früher wird es nie mehr sein.
Du hast etwas hautnah miterlebt, was Dich für immer verändern wird. Und Dir wird auch im Kopf bleiben, wie das damals war, als Du das Abi gemacht hast...

Ich hoffe auch darauf, dass mich der nächste Todestag nicht wieder so umhauen wird, das ich nicht wieder die 3 Wochen im Krankenhaus und sein Einschlafen noch einmal durchlebe mit allen Gefühlen, allen Gräuschen...
Aber ob das so sein wird , weiss ich natürlich nicht...

Nein Jana, mir geht es nicht besser, aber das soll Dich nicht daran hindern mir zu schreiben , wenn Du das Bedürfnis danach hast.

Mach Dir keine Gedanken darüber, ob Deine Art zu trauern und Deine Gefühle "normal" sind, wer sollte darüber richten ? Dazu hat keiner das Recht.
Versuche gemeinsam mit Deiner Mutter diese schwere Zeit zu überstehen und wenn Du mich teilhaben lassen willst, versuche auch ich Dir zu helfen.

Alles Liebe, Katja
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