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Alt 08.01.2006, 00:03
Student84 Student84 ist offline
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Registriert seit: 07.01.2006
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Standard AW: Ich weiß nicht weiter...

Hallo Sandra,

ich hoffe, es ist okay, wenn ich mich zu Wort melde, da auch ich leider die negative Seite erfahren habe.

Meine Mutter hatte seit Januar 05 mit Speiseröhrenkrebs zu kämpfen. Nach anfänglichen Erfolgen bei der Bekämpfung des Muttertumors bildete sich eine große Metastase am Hals, die sich hartnäckig gegen die Chemo gewehrt hat - die schlug nicht an, das war so im Mai/Juni. Bis dahin war ich eigentlich immer voller Hoffnung, da meine Mutter vor 11 Jahren schon einmal den Brustkrebs besiegt hatte, und sie auch diesmal wieder einen guten Eindruck gemacht hatte.
Eine weitere Komplikation trat auf - Knieschmerzen, mit dem Ergebnis, dass sie ein künstliches Gelenk bekam und lange Probleme beim Gehen hatte.

Dennoch, irgendwann pendelte es sich wieder ein, die Ärzte versuchten es wieder mit einer neuen Chemo.
Dann der Hammertag, ein Donnerstag: mein Vater ruft an, ich solle schnellstmöglich kommen (ich war in Marburg, wo ich studiere), meiner Mutter ginge es dramatisch schlechter.
Als ich im Krankenhaus ankam, sagte er mir, dass die Ärzte ihr wohl nicht mehr lange geben...ich habe erstmal einen Weinkrampf bekommen, das hat mich total überfahren, wie dich vielleicht auch in dem Moment, als du die Ausweglosigkeit gespürt hast.
Von diesem Donnerstag an war meine Mutter nicht mehr wiederzuerkennen. Sie konnte nur noch sehr leise reden, hat schwer Luft bekommen, viel geschlafen, und wenn sie wach war, hat sie sich sehr gegrämt, auch, weil wir sie oft nicht beim ersten Mal verstanden haben und nachfragen mussten. In der Nacht vom 22. auf den 23. 11.05 , 5 Tage nach dem besagten Donnerstag, ist sie friedlich eingeschlafen. Die schlimmsten 5 Tage meines Lebens.
Und ich habe genau das selbe empfunden wie twinsma und empfinde es auch jetzt noch: Gott sei Dank ist sie erlöst von ihren Qualen! Man kann sich das nicht vorstellen, aber wenn man sieht, wie ein geliebter Mensch sich nur noch durchs Leben quält, dann ist der Tod wirklich eine Erlösung, die man ihm gegönnt hat. Eine Tatsache, die es leichter macht, es zu ertragen.

Was ich dir eigentlich sagen will: auch wenn du nicht weisst, wie lange dein Vater noch lebt, du weisst jetzt schon, dass irgendwann der Tag kommt, wo es zu Ende ist (verzeih mir, wenn ich das so deutlich schreibe!). Aber dann wirst auch du, da bin ich sicher, von diesem Gefühl ergriffen werden, dass es für IHN besser ist, und das ist das einzige, was zählt. Natürlich ist die Trauer unfassbar groß, und es dauert sicher, bis man es verarbeitet hat - ich bin ja auch noch in dieser Phase, aber man schafft das.
Ihr alle in eurer Familie müsst einfach fest fest zusammenhalten und, ganz wichtig, euch in wichtigen Dingen und Fragen einig sein, dann schafft ihr es!

Wünsche dir ganz viel Kraft und hoffe, du kannst wenigstens ein bisschen Positives aus meinen Worten herausnehmen, und twinsma, dir mein herzlichstes Beileid, das tut mir furchtbar leid!

Viele Grüße ,Fabian
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