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Alt 14.05.2006, 12:30
Laetitia Laetitia ist offline
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Standard AW: Weiß Nicht wie es weitergeht? und wütend

Liebe Nina,
es ist nicht einfach, erraten zu können, wann der geliebte Kranke sprechen möchte und wann nicht. Man selbst ist ja auch total in Panik und kämpft mit tausend Ängsten. Leider gelingt es einem nicht , die Situation "mit kühlem" Kopf zu beobachten. Dazu leidet man viel zu sehr mit und wird wie gesagt schon vorher von Verlustängsten geplagt. Das Liebste, was man hat, leiden zu sehen und ohnmächtig daneben zu stehen ist grauenvoll. Es sind oft kleine Zeichen, die der Kranke aussendet, die man fast nur erspüren kann. Der Wunsch mit einem zusammenzusitzen..und dann vielleicht in Ruhe sprechen zu können....Es ist ja auch wahrscheinlich die Angst bei Deinem Mann vorhanden, Dir mit seinen Sorgen und Ängsten noch mehr aufzuladen. Es sind Phasen, die da ablaufen und die sind bei jeden unterschiedlich lang. Mein Mann z.B. hat bis fast zum Schluss "verleugnet" und machte dann alles mit sich in den letzten zwei Tagen seines Lebens ab..zu einem Zeitpunkt, an dem ich garnicht bemerkte, WIE nah der Tod bereits war und das obwohl wir uns sehr nahe standen. Versuche einfach jeden Hinweis Deines Mannes (so vorsichtig und leise er sein mag) aufzufangen und seinen augenblicklichen Wünschen nachzugeben.
Weisst Du, die Palliativtherapie heilt nicht, das ist leider wahr...Es gibt gerade bei Magenkrebs ein Stadium, in dem leider wirklich keine Heilung mehr erfolgen kann. Auch das musste ich gegen besseres Wissen schmerzlich erfahren. Aber eine Chemo kann z. B. verhindern bezw hinauszögern, dass sich Aszites (Wasser) in der Bauchhöhle oder im Zwerchfell (Pleura) bildet oder vorhandenes kurzzeitig zum Verschwinden bringen..oder Thrombosen verhindern helfen oder wieder bessern. Es gibt einige Gründe für eine palliative Chemo, Gründe, die wirklich die Lebensqualität bessern. Es gibt nur einen Punkt, über den man bei fortschreitender Erkrankung nachdenken muss. Wenn diese Chemo selbst so zur Belastung wird, dass der Kranke alleine durch die Chemo seine Lebensqualität einbüsst.
Bezgl Deiner Kinder, kann ich mal jemanden fragen. Ich wohne auch im Rhein-Main-Gebiet. Falls ich eine Adresse für gute Kinderpsychologie erfahren sollte, versuche ich sie Dir zu mailen, allerdings nicht so gerne hier öffentlich (schon im Interesse des Psychologen).

> Das Schlimmste für mich ist, dass ich Klaus so verdammt liebe und ich ANgst habe vor dem Tag, an dem ich ihn nicht mehr bei mir habe, ihn in den Arm nehmen kann und er für immer weg ist. Wenn ich diese Zeilen schreibe, muss ich wieder total heulen, denn mir wird bewußtr, dass die Zeit mit ihm begrenzt ist..<

Es ist ganz schrecklich liebe Nina, wir alle kennen diese Gefühle. Ich würde Dir auch lieber schreiben, es wird alles wieder gut....Vielleicht könntest Du diese Verlustängste noch verdrängen...sie werden Dich sowieso wieder einholen. Aber zunächst gibt es doch soviel andere Sorgen und Gedanken. Versuche es "Schritt für Schritt". Die Hauptaufmerksamkeit gilt jetzt Deinem Mann und seiner verbleibenden Zeit. Es ist schwierig, allen gerecht zu werden und nicht auf der Strecke zu bleiben, aber ich fürchte, fast alle von uns sind ganz oder teilweise zunächst auf der Strecke geblieben. Aber Du wirst Dich aufrappeln und das Alles schaffen, so wie wir alle es irgendwie geschafft haben.
Es gibt hier soviele Menschen, die Dir aus ihren Erfahrungen erzählen können und Du Dir daraus vielleicht das passende für Dich als Rat heraussuchen kannst. Ich wünschte, ich hätte in der Leidenszeit meines Mannes, Rat und Hilfe bekommen.
Alles Liebe, Nadine
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