Einzelnen Beitrag anzeigen
  #7  
Alt 08.07.2010, 08:11
busawi busawi ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 30.06.2010
Beiträge: 14
Unglücklich AW: nicht kleinzelliges Bronchialkarzinom

Hallo Mariesol,
hallo Boxerhund,
eben habe ich Eure tröstenden Worte gelesen und die Tränen liefen schon wieder unaufhaltsam. Da ich jetzt aber auf Arbeit bin, muss ich die Tränen runterschlucken und einfach weitermachen. Vielen Dank, dass Ihr mich in Euren Kreis aufgenommen habt. Ich weiß ja eigentlich, dass ich jetzt einfach funktionieren muss, weil es immer weitergeht und Ablenkung auf jeden Fall hilft. Diese Erfahrung habe ich schon öfter machen können. Trotzdem habe ich ein schlechtes Gewissen, weil es doch jetzt einfach keine Normalität gibt. Ein mir sehr naher Mensch wird wahrscheinlich bald sterben. Das kann doch einfach nicht wahr sein. Ich will es eigentlich nicht wahr haben einerseits, andererseits sehe ich auch ganz klar, dass mein Vater 77 Jahre lang ein gutes Leben hatte und irgendwann gehen muss. Ich habe immer einmal damit gerechnet, dass meine Mutter mich anruft und sagt, dass mit meinem Vater etwas passiert sei. So war es in unserer Familie immer. Wir wollen nicht, dass jemand Liebes sich quälen muss und wir dabei hilflos zuschauen müssen. Das wünscht man seinem ärgsten Feind nicht. Leider sind wir nicht Gott und können das nicht bestimmen, wer wie zu sterben hat.
Mein Vater war in den letzten Jahren schon sehr oft lungenbelastet, hatte im Herbst letzten Jahres eine Lungenentzündung (war es überhaupt eine oder schon der Anfang vom Krebs?), wurde viel zu früh aus dem Krankhaus entlassen, bekam wenig später einen Rückfall, wurde wieder mit Lungenentzündungsverdacht eingeliefert, der sich dann aber als kleiner Herzinfarkt herausstellte, er in ein anderes Krankenhaus verlegt wurde, wo man den Infarkt besser behandeln konnte. Von der Lunge war ab diesem Zeitpunkt keine Rede mehr. Man konzentrierte sich auf das Herz. Er erholte sich dann etwas, fuhr im Dezember zur Kur, seinen Husten wurde er aber nie richtig los. Die Hausärztin behandelte ihn mit Antibiotika, die Lungenärztin gab ihm einen späten Termin. Wir schimpften schon mit meinem Vater und sagten, er solle doch zu einem anderen Arzt mal gehen, aber wie die alten Leute sind, hat er das nicht gemacht. Erst, als die Hausärztin nicht mehr weiter wusste, überwies sie ihn wieder zur Lungenärztin, als sie hörte, dass er blutigen Auswurf hatte (wusste ich bis zum Gespräch mit der Ärztin am Montag auch nicht), schickte sie ihn dann endlich zur CT. Das Ergebnis ist ein nicht operables nicht kleinzelliges Bronchialkarzinom.
So, nun habe ich meinen Frust auf die Ärzte runter geschrieben. Gestern konnte ich mit der Lungenärztin nochmals sprechen, sie hatte sich die Röntgenbilder vom Herbst, als er im Krankenhaus war, mal angefordert. Dort war noch nichts zu sehen. Dementsprechend muss der Krebs innerhalb eines halben bis dreiviertel Jahres gewachsen sein. Ständig war er auch heiser und die Ärzte haben ihn nicht gut behandelt. Dabei sollte man doch Vertrauen in seine Ärzte haben.
Jetzt nutzt kein Lamentieren, wir müssen jetzt stark sein, irgendwie. Woher die Kraft dafür kommt, weiß ich noch nicht.
Die Ärztin sagte, dass er ohne Behandlung vielleicht noch ein halbes bis dreiviertel Jahr zu Leben hat. Mit Behandlung vielleicht ein paar Monate länger. Da merkt man, dass das Leben nicht unendlich ist. Aber warum gerade wir. Ich weiß, das klingt bescheiden, aber im Moment bin ich sehr durcheinander. Tut mir leid, dass Ihr das jetzt nun ertragen müsst, wenn Ihr das lest. Liebe Grüße Busawi
Mit Zitat antworten