Thema: unheilbar?
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Alt 26.09.2002, 11:15
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Standard unheilbar?

Liebe Felicitas, Liebe Alice, Liebe Viola, Liebe Ute und Liebe Susi und alle anderen Lieben hier im Forum,
erst einmal Danke, dass Ihr so lieb geschrieben habt und mich aufbauen wollt, leider kommen mir aber immer noch und immer mehr die Tränen.
Paps hatte mal wieder Probleme mit dem KH. Er sollte - so stand es auf seinen Papieren - am Dienstag ins KH zur Großuntersuchung und ab Mittwoch sollte die Chemo starten. Als er anrief und klären wollte, dass es bei diesem Termin bleibt, wurde ihm gesagt, dass man jetzt kein Bett für ihn hätte usw. Er bestand aber darauf, da er nächste Woche Donnerstag wieder aus dem KH sein wollte und am Freitag ein paar Tage wegfahren wollte. Na schön, er ist ins KH gefahren, man hat am Dienstag Untersuchungen gemacht, er ist in einem Umkehrzimmer untergekommen und hat mich kurz angerufen und gesagt, dass es keinen Sinn macht, wenn ich ihn besuche (Zimmer muß keimfrei bleiben), und da er selten im Zimmer sein wird (seinem Bettnachbarn geht es wohl sehr sehr schlecht), hat er diesmal auch kein Telefon im Zimmer. Also bin ich gestern Abend zu meiner Mum und habe sie gefragt. Sie mußte mir aber ihre Leidensgeschichte in Sachen Zahnweh, Zahnarzt und und und mitteilen und über Paps konnte sie nur sagen, dass wohl der Tumor kleiner sei, die Blutwerte total schlecht und jetzt die Nieren noch einmal genau untersucht werden müssen. Warum, wieso?? Keine Ahnung. Wie Ihr seht, wieder tolle Familienverhältnisse. Ich habe auch keine Kraft und keine Nerven, mit dem Dok zu reden. Vielleicht meldet sich mein Paps ja mal in den nächsten Tagen und wenn nicht... Ich kann es nicht ändern... Immer wieder das gleiche Theater mit den beiden, wenn Paps ins KH muß und dann wird auch noch angefangen und am Telefon gesparrt. Was soll ich da noch sagen. Ich glaube, eine weiße Wand hört besser zu und versteht besser als meine Eltern. Ich darf nur die Starke spielen und der Brellbock für beide sein, und wie es mir geht, dass interessiert die beiden nicht.

So, nun zu Euch. Danke noch einmal für die lieben Worte.

Liebe Felicitas, Dir wünsche ich viel Spaß auf Rhodos, tanke Kraft und bringe bitte davon mal wieder eine Tüte voll mit. Du hast es bestimmt nach all der letzten Zeit auch super nötig, mal wieder ein paar Tage für Dich zu haben. In der KW 42 bin ich dran und ich kann Dir gar nicht beschreiben, wie ich mich darauf freue, hier rauszukommen, den Golfschläger in die Hand zu nehmen und von morgens bis abends auf dem Golfplatz zu spielen. Genieße die Tage und entspanne Dich, ich wünsch es mir so sehr für Dich. Und Dein Papa hat ja schon vor ein paar Wochen gezeigt, dass er ein paar Tage brav sein kann, er wird es für Dich auch diesmal sein, ganz bestimmt.

Hallo Alice, Kopfweh, Übelkeit, Schlaflosigkeit und Einsamkeit, so könnte man meinen Zustand gerade beschreiben und alles paßt genau wie für mich geschneidert auf mich. Ich bin jetzt schon 3 Nächte diese Woche nicht vor 3 Uhr schlafen gegangen und wenn ich dann im Bett lag, habe ich nur geweint, Schüttelfrost gehabt und bin wieder rumgewandert. Ich laß mich echt ganz schön hängen, aber ich verspreche auch Dir, dass wieder bessere Zeiten kommen und ich dann auch wieder für Euch da bin, wenn ich gebraucht werde. In London wünsche ich Dir ein paar angenehme Tage, kauf nicht zuviel, London ist zu teuer für Frustkäufe. Und Deine Mum wird sich bestimmt umsomehr freuen, wenn Du wieder gestärkt für sie da bist. Alles Liebe wünsche ich Euch!

Liebe Viola, auch Du hast so herzlich geschrieben, dass ich nur weinen kann. Leider vertrocknen meine Tränen derzeit nicht, sie laufen einfach nur aus den Augen. Essen und Trinken ist nicht mein Ding, aber so eine Kurzdiät kann ja zwischendurch nicht schaden. Deinem Papa wünsche ich Toi Toi Toi, dass er am Freitag aus dem KH kommt und besseres Wetter hat, um selbst mal wieder frische Luft zu tanken. Mein Paps ist immer ganz wild, so viel wie möglich an der Luft zu sein, wenn er aus KH kommt, so will er sich von dem Krankenhausmuff befreien und wieder das Leben riechen.

Hallo Ute, Euch wünsche ich natürlich von ganzem Herzen den Erfolg und gute Ergebnisse hier in Deutschland, den/die Ihr Euch selbst wünscht. Steigt in den Flieger und sagt Euch, jetzt kann es nur noch besser werden. Ich habe es oft gelesen und selbst auch erlebt, das es dass Beste ist, wenn der Patient eine positive Einstellung beibehält und mithälft. Viel viel Glück Euch beiden!

Und nun zu Dir, liebe Susi. Ich habe auch so eine Strategie, um das Warten etwas leichter zu machen: Ich stürze mich im Büro voll in die Arbeit und versuche, alles noch besser und genauer zu machen, als sonst. Aber das Warten ist nicht das Schlimmst, schlimmer ist, wie meine Eltern mich dann aufklären bzw. es nicht machen, was den Befund angeht. Da sitzt man da, möchte was erfahren und bekommt etwas über Zahnweh meiner Mutter oder was welcher Nachbar schon wieder gesagt hat oder wie das Wetter heute ist mitgeteilt. Und will man dann eine Frage über die Ergebnisse stellen, wird gleich gesagt, dass wir erst mal abwarten müssen. Echt klasse, aber dadurch lerne ich halt auch, dass meine Eltern - so sehr ich sie liebe - ihr eigenes Leben leben und ich mich um meines kümmern muß. Und wenn ich gebraucht werde, bin ich halt wieder für die beiden da.

Euch allen möchte ich noch einmal Danken. Es tat gut, sich alles von der Seele zu schreiben. Ich werde Euch versprechen, die Ohren aufrecht zu halten und weiter zu kämpfen. Es werden wieder bessere Zeiten kommen, nicht nur für mich, sondern für Euch gans bestimmt auch.

Dicke Umarmung und Danke Ihr lieben Mäuse
Silke
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