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Alt 09.12.2013, 17:24
a_nna a_nna ist offline
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Standard AW: Nun auch ich....

sry, mag Dich nicht in Deinen Gesprächen stören ... aber schau doch mal wieviele große Schritte Du schon gemacht hast.

Du bist betroffen, nicht mehr fassungslos, sonst hättest wirklich etwas angestellt. Aber Du kannst Dich steuern und absetzen / differenzieren von Anderen, die Dir plump vorkommen. Und hast Dich "unter Kontrolle".

Du siehst die Bilder im Krankenhaus - bei mir sind es immer die ewig langen Flure in den ewig gleichen beruhigenden Cremefarben. Nicht ein Mal knallrot für die Wand, an die man ständig klatschen will; von der man am liebsten alles runterreissen wollte - dabei.

Dort, wo Deine Ma jetzt ist, geht es ihr gut. Sie scheint Dir auch zuzuhören, sonst könntest Du nicht mit ihr sprechen.

Das sie auf das Eine oder Andere böse war, hat nichts mit Dir zu tun. Auch sie ist nur ein Mensch. Sie hat Angst gehabt. Nicht davor, dass Du sie allein lassen könntest, sondern weil Krebs erst einmal lebensbedrohlich ist. Und weil die Umgebung in Krankenhäusern, Ärzte, Untersuchungen usw. ungewohnt sind. Vielleicht auch, weil man sich in einem so durchstrukturierten Betrieb ausgeliefert vorkommt und bestimmt nicht genau weiß, was geschieht.

Du bist stark. Vertrau Dir. Mach Dir keine Sorgen.

Es gibt keinen Grund, auf Dich ärgerlich zu sein. Wirklich nicht. Du hast den Krebs nicht operiert, Du bist nicht "Schuld" daran. Auch nicht daran, dass Ärzte auch nur Menschen sind und meistens nicht geschult sind, "Wahrheiten" zu überbringen und selbst Angst vor den Fragen von Patienten und Angehörigen haben, obwohl sie es jeden Tag tun. Du hast es auch richtig gemacht, erst am nächsten Tag Deine Ma zu besuchen. Was hätte sie am Ende von einer vollkommen aufgelösten Tochter gehabt ? Du hast Dich aber so unter Kontrolle gehabt, dass Du Dich intuitiv zurückgezogen hast.

Du bist das Kostbarste, was Deine Eltern geschaffen haben. So wie Du bist. Weil Du mit ihren Vorstellungen, Erinnerungen und Werten weiter lebst und daraus etwas Neues schaffst (Führerschein, Studium, Freunde, Deine Texte hier ...).

Werte: Sorgsamkeit, Achtsamkeit und einen Menschen zu lieben, egal wie es ihm/ihr geht. Nicht aus "Anstand" zu handeln, sondern aus Liebe und Mitmenschlichkeit. Das ist das Kostbarste der Welt. Das bist Du und beherrscht nicht Jede/r: sich auf Dich verlassen zu können, Dein wacher Geist und Deine Fähigkeit zu trauern, die nahe bei der Fähigkeit zu lieben und sich zu freuen liegt. Deine Art, die Dinge rasch auf den Punkt zu bringen und zu fühlen, was situativ "richtig" oder "falsch" ist. Vertrau Dir, Du machst es richtig.

Einen Stab für Deine Umwelt möchte ich doch brechen. Ich nehme an, nicht Jede/r weiß von Deiner Trauer. Es ist ja auch keine Nachricht, die man auf der Stirn trägt und gerne mit Fremden teilt. Fremde sind deshalb fremd, weil man manchmal so gar nichts mit ihnen gemein hat und einfach keine Chemie zueinander findet. Lass sie sich auf Weihnachten freuen. Du weißt nicht, ob nicht der Eine oder Andere vielleicht auch einen ernsthaft erkrankten Menschen in seiner Umgebung hat. Ob dieses Freuen nicht eine Befreiung von der Angst oder Trauer ist. So etwas wie ein Festhalten an einer anderen positiven Welt. Mach Ihnen dafür keine Vorwürfe. :)
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