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Alt 23.06.2018, 19:25
p53 p53 ist offline
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Standard AW: Kind hat Angst vor seinem krebskranken Vater

Erstmal @ spice,
meine Hochachtung für deine reflektierte und dir & eurer Situation gegenüber schonungslos offene/ehrliche Sichtweise. Das ist eine gute Voraussetzung für eine bestmögliche Lösung, wenn einer auf der Sachebene bleibt und vermittelnd versucht, einen Weg zu finden.

@ Gabna

du sprichst mir aus der Seele, all diese Gedanken hatte ich ebenfalls beim Lesen, und ich frage mich auch, ob es eigentlich noch destruktiver, kontraproduktiver und absurder geht als einem Kind zu empfehlen, sich gegen einen erwachsenen Mann mit situativer Unzurechnungsfähigkeit/Komplettkontrollverlust aufzurüsten oder im eigenen Rückzugs- und Schutzbereich (Haus) einen Panikraum einzurichten.

Weiterhin finde ich es daneben, die scheinbar hervorragend funktionierenden Selbstschutzmechanismen dieses bemerkenswerten Jungen in Frage zu stellen und manipulativ aufweichen bzw für nichtig erklären zu wollen.
So wird dem Kind doch vermittelt, seiner eigenen gesunden Wahrnehmung nicht mehr zu vertrauen, seinen feinen Antennen für Gefahrensituationen, und sich stattdessen des lieben Familienfriedens willen zu verbiegen und anzupassen.

Eine Mutter, Elternteil und Erziehungsberechtigte ist ja mal in erster Linie für Kindeswohl und -schutz zuständig, nicht für das Wohlbefinden eines wenn auch schwer krebskranken Erwachsenen, der bis auf bestimmte kurze Phasen noch im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte sich befindet.

Bitte nicht die Verantwortlichkeiten verschieben und dem eh schon durch die schwere Krankheit des Vaters belasteten Kind Verantwortung aufbürden, der es weder gewachsen ist noch die der Junge auch nur ansatzweise überblicken kann.

Die Sorge- und Fürsorgepflicht haben vollumfänglich die Eltern und bei spice höre ich auch heraus, dass sie sich dessen bewusst ist und genau deshalb hier um Hilfe bat.

Ich finde es auch unmöglich (nicht an spice gerichtet!), dass hier sich wiederholende und auch zukünftig wahrscheinliche Gefahrensituationen ein klein wenig (zu sehr) heruntergespielt, verharmlost und bagatellisiert werden.
Was das letztlich jetzt schon für Folgen für die Kinder hat, kann man als Laie und dazu auch noch mittendrin und involviert, gar nicht abschätzen und bewerten.

Es gibt ausreichend Studienmaterial dazu, auch wenn dies wohl eher weniger ausrastende, zu Aggression und Gewaltbereitschaft neigende Tumorpatienten infolge hirnorganischer Wesensveränderungen sein dürften... sondern eher Alkoholiker, Choleriker and you name it.

Macht aber für ein Kind, was die Traumatisierung angeht, keinen wirklichen Unterschied... zumal es sich ja bei Alkoholismus exakt genauso um eine anerkannte Krankheit nach ICD-10 handelt.
Kein Mensch käme bei solchen ausrastenden Menschen (egal ob cholerisch von Haus aus oder unter Substanzen etc) auf die Idee, an die Kinder Empfehlungen zur Gegenwehr und "Bewaffung" auszugeben und sie ansonsten ganz selbstverständlich in der Situation drin zu lassen nach dem Motto: Das musst du aushalten, es ist nun mal wie es ist.

Warum Krebspatienten da einen Sonderstatus erhalten sollen, wo alles sonst Gültige an Schutz für das Kindeswohl außer Kraft tritt (aus Mitleid? Ist hier fehl am Platz!) verstehe ich nicht.
Das gab es ja auch schon öfter hier als Thema, Aggressionen (verbaler Natur) und wie man damit umgeht. Da betraf es aber keine Kinder, sondern erwachsene Angehörige. Das ist nochmal eine andere Nummer, finde ich.

Auch ein krebskranker Vater trägt noch Verantwortung für seine Kinder und das Herausstehlen ("er soll sich mal nicht so anstellen.." etc) ist nicht gerade eine vertrauensbildende Maßnahme.... auch wenns menschlich verständlich ist, dass auch der Krebskranke sich irgendwie selbst schützen möchte.

Neben Psychoonkologen, die würde ich evtl mit ins Boot zu holen überlegen, gehört das mM nach in psychiatrische Behandlung.
Bitte einen Neurologen oder Psychiater mal sorgfältig die derzeitige Medikation durchsehen lassen nach möglichen psychischen Nebenwirkungen.
Ist da nichts dabei, was dieses Nebenwirkungsprofil haben könnte, sollte vermutlich wirklich eine psychiatrische Medikation für Entlastung auf beiden Seiten sorgen.

Denn irgendwo ist die Grenze überschritten, wo es nur um Ertragen geht, hin zu körperlichen und seelischen schweren Schäden für deine und die Gesundheit der Kinder.
Ich hatte das zuvor geschrieben, wieder gelöscht, aber dann doch geschrieben. Wegen des einen Satzes, dass du in deiner ganzen berufl. Laufbahn noch nie in einer solch bedrohlichen Situation warst und ich weiß ungefähr, wie die Arbeit mit psychisch kranken Straftätern ausschaut (mache ich nicht selbst aber eine nahestendende Person hat einen ähnlichen Job).

Geändert von p53 (23.06.2018 um 19:31 Uhr)
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