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Alt 27.02.2014, 12:35
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micha54 micha54 ist offline
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Standard AW: Einer Sterbenden verzeihen?

Hallo bini,

mir ging es letztes Jahr ein wenig wie Dir, meine Mutter war 2012 unter unbeschreiblich miesen Umständen gestorben, mein Vater hatte meiner Mutter das Leben zur Hölle gemacht obwohl er seit 25 Jahren immer 2 Tage in der Woche bei seiner Freundin verbringt und meiner Mutter im wesentlichen die Hausarbeit abverlangt.

Mein Vater starb Anfang 2013 relativ überraschend und ich war richtig froh, daß endlich Ruhe ist. Gleichzeitig kamen in mir aber Fragen auf, ob es richtig war, ihn Weihnachten allein sitzen zu lassen, ob ich nicht überreagiert hatte.
Das eskalierte dann mitte 2013, ich hatte Bluthochdruck 200/120 und stand kurz vor einer Psychotherapie.

Langer Einleitung kurzes Ende:
Am Ende habe ich verziehen - und zwar mir - dass ich mit diesem Mann nicht mehr reden konnte. Es gibt Situationen, wo man sich scheiden lassen muss, wo man dem Angreifer aus dem Weg gehen muss, auch wenn es der Vater ist.

Ich hätte ihm verzeihen können, ich meine, ich hätte das über die Lippen gebracht, aber es wäre nicht ehrlich gewesen, denn beim nächsten Vorfall wäre die alte Wut wieder da gewesen.

und ich war auch nicht auf der Beerdigung, es war eine Seebestattung und die Enkel waren dabei, das musste reichen.

Nun, in Deinem Fall höre auf Dein Herz, wenn Du meinst, dass Du verzeihen kannst und dass es gut für Dich wäre dann gehe hin. Verzeihen hat viele Seiten, Du kannst ehrlich bedauern, daß Euer Verhältnis so ist wie es ist ohne Deine Standpunkt aufzugeben. Ich konnte das nicht, der Hass, der mir bei jeder Begegnung entgegen schlug war einfach zu heftig.

Ich wünsche Dir, daß Du Deinen Weg findest.

Gruß,
Michael
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Malignes Melanom pT4bN0M0, Clark IV TD12mm, Stadium IIC, 20 Jahre verschleppt
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