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Alt 25.07.2008, 10:06
Annika0211 Annika0211 ist offline
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Standard AW: mein vater will uns nicht sehen/sprechen

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Zitat von jolante123 Beitrag anzeigen
...eine luftmatratze hat, die sich immer unterschiedlich aufpumpt, damit er sich am rücken nicht wund liegt...
Liebe Jolante.
Das ist eine Anti-Dekubitus-Matratze... die hatte der Papa auch.
Das Team vom Hospiz sagte, dass die nicht jeder leiden mag, denn es kommt vor, dass sich der Gast seekrank fühlt. Die "schaukelt" ganz sanft, weil sich der Druck dauernd von einer Kammer in die nächste verteilt und der Körper somit immer ganz sachte in Bewegung ist - also nicht wundliegen kann.

Zitat:
Zitat von jolante123 Beitrag anzeigen
... mein vater stellt sich das hospiz wie ein richtig gutes hotel vor. er bekommt alles dann, wenn er möchte, kann ausschlafen wenn er will oder früh aufstehen, kann dann essen, wenn er hunger hat, nicht wenn laut dienstplan dafür zeit ist. er wird bestens und liebevoll umsorgt. und bekommt jede pflegerische unterstützung, die er benötigt. er erhofft sich, einfach zur ruhe zu kommen und dass es ausschließlich nach seiner "pfeiffe" geht und er nicht mehr von einem untersuchungstermin zum nächsten muss und jeden tag auf die visite warten usw... und das alles nicht mehr in unfreundlichen edelstahl-weiß-Möblierung in einem 4-Bett-Zimmer sondern in etwas angenehmerer atmosphäre...
Unsere Erfahrung war genau so, wie du die Vorstellungen deines Papas beschreibst. Natürlich tanzt nicht jeder ausschließlich nach seiner Pfeife - er ist aber einer von wenigen Gästen und nicht einer von vielen auf einer Station.
Selbst meine Mama sagte, dass es wirklich fast Hotel-Charakter hat.
Und das schönste: wenn was ist - Knöppche gedrückt und dann kommt jemand.

Natürlich sind die Empfindungen unterschiedlich... Blümchens Mama ist noch mobil, liegt nicht nur im Bett. Sie ist quasi auf Beschäftigungstherapie angewiesen und bei ihr ist es oberwichtig, dass sie sich einlebt und an ihr neues Zuhause gewöhnt. Sie muss also was zu tun haben.
Mein Papa war zu schwach zum mobil sein, hat nur noch gelegen und geschlafen. Er sollte sich auch wohl fühlen und nicht denken, er wäre im Krankenhaus.
Aber bei ihm war die Situation einfach anders. Es kommt immer auf den gesundheitlichen Zustand und die Verfassung des Gastes an.

Was die Ausstattung des Zimmers angeht, kann man natürlich nicht mit "Sack und Pack" einziehen, das liegt an der Größe der Zimmer. Im Hospiz meines Papas war ein Mann, der ein Ehebett bekam, weil seine Frau mit eingezogen ist. Hätte meine Mama das gewollt, hätte Papa ein größeres Zimmer mit Ehebett bekommen. Dieser Mann hat auf einer kompletten Seite in unserer Tageszeitung von seinem Leben im Hospiz mit seiner Frau an der Seite berichtet. Und wann erschien dieser Artikel? Am 31.12.2007 - als Papa die Augen schloss und wir bei Mama zuhause waren... Dieser Artikel hat sooo gut getan.
Die hatten ein paar Möbel von sich aufgestellt, die Frau hat für sich in der Hospizküche gekocht, hat ihrem Mann das Frühstück zubereitet, ist im Jogging-Anzug rumgelaufen - sie hat dort gewohnt!
Wir hätten meinem Papa auch kein Mobiliar von zuhause in sein Zimmer gestellt. Wir dachten an TV fürs erste. Aber das wollte er nicht und es hätte auch bei ihm keinen Sinn gehabt, er brauchte Ruhe, er hat seine Reise mit Einzug ins Hospiz bereits angetreten...

Mein Papa ist UNS zuliebe ins Hospiz gezogen. Er wollte nicht, dass wir unter der Belastung seiner Pflege - die in seiner letzten Woche erst arg war - zusammenbrechen. Wir hättens geschafft, wir Kinder. Ich. Aber Mama nicht mehr länger. Allerdings ist es sehr, sehr wichtig zu wissen, dass ein kranker Mensch bei seinem "Reiseantritt" sofort und akut versorgt wird, wenn es nötig ist. Das war unsere Beruhigung.

Liebe Jolante. Schau einfach mal, ob dein Papa was bestimmtes mitnehmen möchte. Du selbst kannst ja dann für die Verschönerung sorgen (Bilder, Fotos etc.).
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Alles Liebe.
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Papa, für immer in meinem Herzen - 31.12.2007
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