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Alt 18.02.2005, 16:43
Gast
 
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Standard Russisch Roulette.......

Liebe Kerstin,

ich habe meine Mama und meinen Papa jahrelang in ihrer Krankheit und ihrem Sterben begleitet. Ich hatte vorher viele Bücher zu diesem Thema gelesen, sogar Seminare besucht. Liebe Kerstin, ich glaube man kann sich auf so etwas kaum vorbereiten. Jeder Mensch empfindet seine Krankheit anders, jedes Sterben verläuft anders. Man ist auch nicht allein auf seiner Sterbeinsel, das Verhalten von Ärzten, Schwestern, Angehörigen, es spielt so vieles mit hinein, man hängt von anderen Menschen ab und wie in allen Situationen im Leben, gibt es auch in dieser so etwas, wie Glück haben.

Mein Bruder hat auch, wie du es nennst, gekniffen. Zumindest habe ich es so empfunden. Heute weiß ich, er hatte schlicht und einfach Angst. Das kann man verstehen, oder auch nicht. Auch nach Mamas und Papas Tod hat mich sein Verhalten oft befremdet. Inzwischen habe ich von so vielen ähnlich gelagerten Erfahrungen gehört, daß ich fast annehmen muß "Männer trauern oft anders".

Aus Deinen Zeilen spricht viel Liebe und man merkt, Du hast Dich aufmerksam, liebevoll verhalten. Glaub mir, egal was man und wie man alles macht, in der Endgültigkeit des Todes findet man immer noch etwas was man lieber anders, besser gemacht hätte. Dich plagen Vorwürfe, daß Du in der Sterbestunde Deines Vaters nicht bei ihm warst. Du warst vorher bei ihm. Du hast Dich verabschiedet. Und wer weiß, vielleicht wollte er alleine sterben.

Als meine Mama im Sterben lag, sagte ich zu ihr, ach Mama, ich hab dich so schrecklich gern. Uund sie antwortete, ich dich auch, und das bleibt auch so, das mußt du dir merken, daran wird sich nie etwas ändern.

Und ich glaube, das bleibt für uns alle so, die unsere Lieben nicht mehr so ums un haben, wie wir es kannten.
Ich wünsch Dir alles Gute
Briele
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