Liebe marconi,

deine Frage steht hier, und bald haben sie 60 Menschen angeklickt, aber niemand antwortet. Vielleicht geht es ja den anderen auch so, die deinen Beitrag lesen – sie haben andere Fragen, andere Probleme erwartet, und sind irritiert. Deine Frage hat ja nur eine Bedeutung, wenn dein Freund trotz Krebs, trotz aktueller Chemotherapie Lust auf Nähe und Sex mit dir hat. Kann es sein, dass für dich die Beschaffenheit seines Ejakulats wirklich ein Problem ist, das du nicht mit einem Moment Nachdenken lösen kannst, ohne eine genaue Antwort auf deine Frage zu bekommen? Oder hat deine Frage einen ganz anderen Hintergrund – vielleicht die Angst gerade vor einer solchen Nähe in dieser Situation?

Ich war beim Lesen irritiert. Und da ich deine Frage auch nicht wissenschaftlich beantworten kann, hatte ich sie schon fast abgehakt.

Dann sah ich die wachsende Zahl der Aufrufe, und es ging mir noch einmal durch den Kopf, wie sehr lebensbedrohende Krankheiten (wie Aids, MS, Krebs) einem den Kopf verwirren können, und deshalb schreibe ich dir nun doch ein paar Zeilen dazu. Bitte verzeih, wenn sie so nüchtern klingen wie deine Fragen.

Erstens: Ich weiß nicht, ob sich je Forscher mit deiner Frage befasst haben. Die meisten werden andere Themen haben, wenn es um Krebs geht. Und die Vorstellung, jemand würde Reihenuntersuchungen über die Beschaffenheit des Ejakulats während einer Chemotherapie machen, befremdet mich auch, zumindest im ersten Moment. Meinst Du, krebskranke Männer wären für eine solche Untersuchung während ihrer Chemotherapie offen?

Zweitens: Dass sich die Chemo auf die Beschaffenheit des Ejakulats auswirkt, kann sein. Ob das dann Auswirkungen auf die Frau haben könnte? Ich glaube, dass das in den Mengen, um die es im Alltag gehen dürfte, keine Rolle spielt. Aber ich kann dir diese Frage nicht beantworten.

Drittens: Wenn Du tatsächlich Angst um die Folgen einer „indirekten Chemo“ für dich durch das gelegentliche Ejakulat deines Freundes haben solltest, könnt ihr dieses Problem einfach lösen. Du machst mit deinem Freund Vaginal- und gegebenenfalls Analverkehr mit Präservativen. Und Oralverkehr kannst du, wenn deine Angst groß ist, meiden – oder du kannst das Ejakulat ausspucken, oder du kannst auch Oralverkehr mit Präservativen machen.

Meidest du auch Mund-zu-Mund-Küsse, weil die Frage beim Speichel auch auftauchen kann?

Hm.

Wer bin ich, dass ich dir einen Rat übers Technische hinaus geben könnte. Aber mein Gefühl sagt: Nimm deinen Freund in die Arme und freue dich darüber, dass er dir so nahe sein möchte.

Chris (Mann)